Die drei von der Rakete. Die Rocket-Vorstände Peter Klimpel, Oliver Samwer und Alexander Kudlich vor der Jahreshauptversammlung. Foto: Davids/Sven Darmer

Rocket-Hauptversammlung: Demut und weniger Minus

Auf der Jahreshauptversammlung verspricht Samwer abermals rentable Startups. Die Verluste der wichtigsten Rocket-Beteiligungen sind tatsächlich gesunken.

Was macht Rocket Internet eigentlich? Diese rhetorische Fragte stellte sich Oliver Samwer selbst auf der Hauptversammlung am Freitag in Berlin. „Wir sind etwas, das Unternehmertum promoted“, sagte der Unternehmensgründer. „Ob die Firmen dabei selbst gebaut sind oder wir in sie investieren, ist am Ende egal.“ Die Hauptsache sei der Erfolg.

Mit dem Erfolg der Berliner Start-up-Mogule sieht es immer noch nicht berauschend aus. Aber es wird besser. Man mache nur noch 15 Cent Verlust pro Euro Umsatz, sagte Samwer. Von 2015 bis 2016 schrumpfte das Minus von 600 Millionen auf 400 Millionen Euro. Gleichzeitig stieg der Umsatz der Rocket-Firmen von 1,7 auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Und man habe 1,5 Milliarden Kapital zur Verfügung. „Die Formel Eins können Sie auch nicht mit zehn Millionen Euro gewinnen“, sagte Samwer.

Konzentration auf alles, was wir brauchen

Er gab auch einen Einblick in seine sehr schlichte Philosophie hinter den größten Rocket-Firmen: Konzentration auf das, was alle brauchen. Erstens: Essen. Delivery Hero, das Essenslieferkonglomerat, zu dem auch Foodora gehört, wurde eines der am stärksten wachsenden Unternehmen. Erst Mitte Mai hatte der Investor Naspers eine Investition von 387 Millionen Euro in die Firma bekannt gegeben. Der Umsatz hat sich im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr mit 121 Millionen Euro fast verdoppelt. Auch der Lieferant von Kochboxen, Hellofresh, konnte seinen Verlust zuletzt verringern – von minus 86 auf rund 83 Millionen Euro.

Samwers zweiter Kernbereich: Kleidung. Die Global Fashion Group, die unzählige Kleidungsplattformen in Schwellenländern betreibt, steigerte ihren Umsatz auf eine gute Milliarde Euro. Auch die Einkaufsplattform für afrikanische Länder, Jumia, sowie die Möbelversender Westwing und Home24 setzten mehr um. Samwer deutete an, dass Jumia die erste Firma sein könnte, die profitabel wird. Er hatte versprochen, dieses Jahr drei Firmen aus dem Minus zu führen und eine sogar an die Börse zu bringen. Auf der Hauptversammlung wurde am Freitag ebenfalls bekannt gegeben, dass der Rocket-Aufsichtsrat von neun auf acht Mitglieder verkleinert wird. Martin Enderle wird stattdessen Aufsichtsrat bei Delivery Hero.

Fintech als nächster Schwerpunkt?

Auf Rückfrage eines Anlegers erzählte Oliwer Samwer außerdem, dass er sich derzeit besonders viel mit Fintechs beschäftige. Rocket ist schon an verschiedenen Fintechs beteiligt, sagte er. Vor dem Hintergund ist wohl auch zu sehen, dass Rocket seine Aktionäre über eine Änderung in der Firmensatzung abstimmen ließ. Bisland gab es einen Passus, der untersagte, Geschäfte zu betreiben, die unter die Regulatorien der Bankenaufsichten fallen. Dieser Passus wurde gestrichen.

Außerdem können zukünftig auch Derivate und andere Finanzprodukte von Rocket-Aktien gehandelt werden. Auch das war bisher laut Satzung verboten.

Mehr Demut!

Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger kritisierte die zunehmende Verunsicherung, die solche Finanzprodukte erzeugen könnten. Er wünschte sich mehr Demut gegenüber den Anlegern. Dass der Aktienkurs sich inzwischen halbiert habe, sei desaströs. Samwer antwortete: „Auch ich bin Aktionär dieser Firma und auch mich schmerzt es, wenn der Kurs sinkt.“ Der einzige Ausweg sei eine Konzentration auf den Erfolg der Firmen, nicht auf den Aktienkurs. Am Freitag gewann die Rocket-Aktie gut zwei Prozent.