In der App-Kirche. Auf der Playtime-Konferenz von Google stellen sich Android-Entwickler ihre neuesten Entwicklungen vor. Bild: Promo

Startups, die mit Google spielen

Google will wissen, was Berliner Startups umtreibt. Da gibt es Entwicklungen für Fußballfans – oder gegen den Hunger in der Welt.

Sebastian Stricker drückt auf seinem Smartphone-Bildschirm einen roten Knopf – und tut damit unmittelbar Gutes. Ganz unkompliziert spendet er nämlich 40 Cent an die Vereinten Nationen, die mit dem Beitrag einen Tag lang ein Kind in Afrika ernähren können. „Share The Meal“ heißt die App, die der Berliner Startup-Gründer Stricker entwickelt hat und die das Spenden flexibilisieren soll. 7,9 Millionen Tagesrationen sind über die App seit dem Start vor einem Jahr bereits finanziert worden.

Am Donnerstag sitzt Stricker auf der Bühne des Postbahnhofs. Der Internet-Riese Google hat 200 Gründer und Programmierer zur Konferenz „Playtime“ eingeladen, die bereits zum dritten Mal stattfindet. Einen Tag lang diskutieren die Teilnehmer über Android-Apps und die neuesten Trends auf dem Mobilmarkt. Das Betriebssystem Android gilt als die größte Software-Plattform der Welt, rund 65 Milliarden Apps sollen bereits installiert sein. Zur Konferenz im Postbahnhof sind die Firmen eingeladen, die besonders erfolgreich sind und eng mit Google zusammenarbeiten. Das Unternehmen will von ihnen wissen, was sich bei Android und im Play Store verbessern lässt. Umgekehrt geben Googles Produktmanager Tipps für die App-Entwicklung. In den Vorträgen und Workshops geht es um die Zukunft mobiler Kommunikation.

Schulmahlzeiten für Malawi

Essensspende mit einem Wisch. Share The Meal will Smartphone User zu Wohltätern machen. Bild: Promo/Share The Meal

Share The Meal ist zweifellos eines der ungewöhnlichsten Startups bei „Playtime“. Es wurde 2014 gegründet und erhielt Startkapital aus mehreren Quellen, wurde dann aber von den Vereinten Nationen übernommen. In Berlin hat „Share The Meal“ zwölf Mitarbeiter und seinen Sitz am Tempelhofer Ufer. Ziel ist, 58 000 Kinder in Malawi ein Jahr mit Schulmahlzeiten zu versorgen: Bis jetzt ist per App ein Viertel der nötigen Summe zusammengekommen, die Essensverteilung erledigen die UN mit lokalen Partnern. „Als Non-Profit-Organisation können wir kein Geld für bezahltes Marketing ausgeben“, sagt Stricker. „Deshalb ist es besonders wichtig, eine gute Beziehung zu allen Plattformen zu haben.“ Rund 50 Prozent der „Share The Meal“-User nutzen Android; auf der „Playtime“-Konferenz findet Stricker wertvolle Kontakte und Informationen.

Gleiches gilt auch für Sönke Bullerdiek vom Berliner Startup EyeEm. Die Firma wurde 2011 gegründet und entwickelte eine App, die Fotografen eine mobile Community bietet. „Heute haben wir mehr als 18 Millionen registrierte Fotografen weltweit“, berichtet Bullerdiek, der bei EyeEm die Geschäftsentwicklung verantwortet. Einer der Hauptinvestoren des Startups ist Valar Ventures von Paypal-Gründer Peter Thiel.

Schöne Fotos automatisch erkennen

Heute beschäftigt EyeEm 80 Mitarbeiter: Die meisten sitzen in der Kohlfurter Straße unweit des Kotti, doch auch in New York hat EyeEm inzwischen ein Büro eröffnet, „weil es dort einen großen Medienmarkt gibt“, wie Bullerdiek sagt. EyeEm richtet sich an Hobby-Fotografen mit professionellem Anspruch, die ihre schönsten Bilder posten und Feedback anderer Fotografen erhalten wollen. „Vor anderthalb Jahren haben wir einen Marktplatz gestartet“, so Bullerdiek. „Man kann also Fotos bei uns auch verkaufen. Bei uns kaufen Zeitungen, Agenturen, auch Google. Die Fotografen erhalten 50 Prozent der Einnahmen.“ EyeEm finanziert sich einerseits durch die Bildverkäufe. Und andererseits durch Lizenzen für die hauseigene Technologie „EyeEm Vision“, die schöne Fotos automatisch erkennt und verschlagwortet.

Für EyeEM ist die Konferenz ein wichtiger Termin. „Wir knüpfen hier Kontakte zu anderen Entwicklern aus Europa“, sagt Bullerdiek. Google sei besonders an Feedback zu neuen Produkten interessiert. „Aber wir bekommen auch die Chance, an Beta-Versionen teilzunehmen – also als einer von wenigen Entwicklern neue Funktionen zu testen.“

Eine App für Fußball-Liebhaber

Ein weiterer Vorzeige-Entwickler für Android-Apps ist die Berliner Firma Onefootball, die mit 55 Mitarbeitern in der Greifswalder Straße sitzt. Die werbefinanzierte App Onefootball hat bereits 24 Millionen Downloads und lässt sich auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Fußball-Fans zuschneiden – mit Lieblingsteams, Lieblingsspielern und bevorzugten Internetquellen.

„Die Konferenz hilft uns, bei der App-Entwicklung auf dem neuesten Stand zu bleiben“, sagt Co-Geschäftsführer Jonathan Lavigne. Sein Beispiel zeigt, dass der Android-Markt für die unterschiedlichsten Ideen und Geschäftsmodelle bietet, egal ob Fußball, Fotos oder Spenden.