Haut ab? Die App Goderma erlaubt den Austausch von Bildern von Hautkrankheiten zwischen Arzt und Patienten. Solche Startups der Telemedizin will Heartbeat Labs nun reihenweise starten. Foto: Daniel Naupold/dpa

Heartbeat Labs will reihenweise Health Startups gründen

Der Berliner Unternehmer Jan Beckers startet eine Firma, die drei bis fünf Startups pro Jahr im Gesundheitsbereich gründen soll.

Warum eine Firma gründen, wenn man gleich viele gründen kann? Das dachte sich wohl Unternehmer und Investor Jan Beckers. Mehr als 20 Firmen hat er in den vergangenen Jahren gegründet. Zu den erfolgreichsten zählen die Akademiker-Jobbörse Absolventa, der Handy-Werbeanbieter AppLift und vor allem Finleap, ein Startup, das Startups im Finanzbereich gründet. Nun hat sein Unternehmen Hitfox den Start von Heartbeat Labs bekannt gegeben, einem „company builder“, der Unternehmen im Gesundheitssektor gründen soll. Die Fließbandproduktion von Unternehmen hat sich für Beckers bisher rentiert. Zwölf Firmen wurden allein unter dem Dach von Finleaps in den letzten drei Jahre gegründet, knapp 500 Mitarbeiter hat das Unternehmen derzeit. Mitte Juli gab man bekannt, dass Finleap weitere 39 Millionen Euro Kapital bekommt. Unter anderem von Hannover Re, Signal Iduna und Susanne Porsche.

»Wir wollen das Gesundheitssystem ins Digitale Zeitalter bringen«

Fließband-Gründer. Jan Beckers gründet seit Jahren eine Firma nach der anderen. Foto: promo

Finleap ist nun aus den Büroräumen in der Rosa-Luxemburg-Straße ausgezogen, wo ab sofort das Heartbeat Lab mit dem gleichen Modell jährlich drei bis fünf Startups aus der Gesundheitsindustrie gründen soll. 40 Mitarbeiter sind schon da, weitere 30 Stellen sind ausgeschrieben. Jedes Startup soll anfangs mit 500 000 bis fünf Millionen Euro angeschoben werden. „Wir wollen der erste Anlaufpunkt für die Digitalisierung des Gesundheitswesens werden“, sagt Beckers zum Ziel des Unternehmens. Dafür will er mit Ärzten, Krankenhäusern, Medizintechnik-Herstellern, Versicherungen und Pharmakonzernen Angebote entwickeln, „die das Gesundheitssystem ins digitale Zeitalter bringen“ und gleichzeitig Kosten einsparen. Großes Potenzial sieht er im stärkeren „Austausch von Gesundheitsdaten“.

Dafür seien auch körperbasierte Daten vielversprechend, wie sie aus Tracking-Geräten gewonnen werden. So könnten Ärzte ein „vollständigeres Bild über das Gesundheitsbild von Patienten gewinnen, ohne selbst Hand anlegen zu müssen“, sagt Beckers. Gerade in ländlichen Gegenden oder nachts haben neue Smartphone-basierte Angebote hohes Potenzial, glaubt er.

Regulierung begrenzt digitale Angebote bislang

Im Weg steht der digitalisierten Gesundheit in Deutschland derzeit vor allem die hohe Regulierung, sagt Beckers, beispielsweise das sogenannte Fernbehandlungsverbot, das Ärzten verbietet, Erstkontakt mit Patienten per Video herzustellen. Die strengen und kleinteiligen gesetzlichen Hürden im Gesundheitssektor sind aber auch einer der Gründe, warum es aus Sicht von Hitfox Sinn macht, eine Firma zu gründen, die dann reihenweise Gesundheits-Startups gründet. Denn wie im Finanzsektor braucht es sehr spezielle fachliche und rechtliche Expertise dafür, beispielsweise bei Datenschutzbedingungen oder um abrechnungsfähig für Krankenkassen zu sein. Wenn diese im Heartbeat Lab gebündelt ist, so hofft man, ist das einfacher.

Welche Firma als Erstes gegründet wird, will man noch nicht sagen. Ausreichende Finanzierung hingegen scheint schon sicher. Laut dem Unternehmen wurde bereits „Kapital im zweistelligen Millionenbereich eingesammelt“.