Pflanzenbestimmung per App
Angeblich stehen genau 438 159 Bäume an Berlins Straßen. In der Stadt wachsen über 2000 verschiedene Pflanzenarten. Doch ob der Baum vor dem Fenster nun eine Linde oder eine Ahornart ist, können nur wenige unterscheiden. Das Projekt Naturblick des Naturkundemuseums Berlin soll Abhilfe schaffen. Es will den Berlinern helfen, die Pflanzen zu erkennen, die um sie herum wachsen.
Die Anwendung funktioniert als interaktive Bibliothek der Natur. Derzeit kann die App 223 Arten an Bäume, Kräuter und Wildblumen, Vögel, Amphibien, Säugetiere und Reptilien bestimmen. Gegen Ende des Projekts sollen es 500 sein. Außerdem können Nutzer in dem Wiki „Offener Naturführer“ selbst Vorschläge machen, was der App fehlt und sie ergänzen. So will sie die Menschen dazu bewegen, sich das Grün ihres Kiezes näher anzuschauen. Auf einer Karte findet jeder den nächsten Park in seiner Umgebung, 75 sind schon gelistet. Und wenn ein Vogel singt? Einfach eine Audioaufnahme machen. Die App bestimmt automatisch, welcher Vogel zwitschert.
App erkennt Pflanzenschäden
Eine ähnliche Naturdatenbank hat Simone Strey entwickelt. Ihre App Plantix erkennt Pflanzenschäden. Der Nutzer macht ein Foto von dem erkrankten Blatt, ein Algorithmus erkennt, was der Pflanze fehlt. Und gibt dann Behandlungsempfehlungen. Dafür haben Strey und ihr Team ein Verzeichnis erstellt, das aktuell 250 000 Pflanzen enthält. „Fast jeden Tag kommen knapp 1000 Bilder aus der ganzen Welt hinzu“, sagt Strey. Mit jedem neuen Bild lernt die App dazu – ähnlich wie ein Mensch. „Auch ein Pflanzenexperte lernt, Krankheiten zu erkennen, indem er sie anschaut und vergleicht“, sagt Strey. Nach dem gleichen Prinzip funktioniere auch der Algorithmus. „Die Nutzer helfen sich dadurch gegenseitig.“ Mittlerweile kann Plantix rund 100 Pflanzenschäden identifizieren. Bei dem Aufbau der Datenbank konzentrieren sich die Unternehmer auf Nutzpflanzen. Denn hier können Schädlinge besonders kritischen Schaden verursachen, etwa durch Ernteausfälle. Ab April soll die App in Indien verfügbar sein. Dort können Kleinbauerndann ohne Hilfe von Experten erkennen, was den Pflanzen fehlt, frühzeitig reagieren und Ernteausfälle reduzieren.
Auch für deutsche Landwirte könnte die App interessant sein. „Unsere Vision ist eine Software, die in Kamerasystemen an Traktoren oder in Drohnen auf dem Feld eingesetzt werden“, sagt Strey, die bei der Grünen Woche auf einem Kongress zur Digitalisierung der Landwirtschaft am Montag ihre Entwicklung vorstellt. Die Drohnen sollen die Felder überwachen und Schädlingsbefall frühzeitig erkennen. „Landwirte behandeln beim Pflanzenschutz oftmals großflächig nach dem Gießkannenprinzip“, sagt Strey. Mit ihrem System könnten Herbizide gezielter eingesetzt werden. Auch Hobbygärtner können so lernen, auf Chemie zu verzichten.
Die Apps Naturblick und Plantix sind für Android-Handys im Google Play Store erhältlich – und bald auch für iPhones im App-Store von Apple.