Abgegraben. Die Satellitenaufnahme zeigt, wie der Braunkohleabbau in der Lausitz die Landschaft verändert. Quelle: Google Earth Timelapse (Google, Landsat, Copernicus)

Wie die Braunkohle die Landschaft zerfrisst

Satellitenaufnahmen zeigen den Braunkohleabbau in der Lausitz aus ungewohnter Perspektive. Die Spuren der Bagger im Zeitraffer von 1984 bis heute.

Landschaftlicher Lochfraß? Notwendige heimische Energiequelle? Über die Braunkohle in Deutschland gehen die Meinungen schon lange auseinander. Der Klimawandel und die hohen Emissionen aus den Braunkohlekraftwerken haben die Stimmung inzwischen ziemlich deutlich gegen den Kohleabbau kippen lassen. Der Treibhausgaseffekt der Braunkohle-Verbrennung in den nahegelegenen Kraftwerken ist im Zeitraffer allerdings nicht zu sehen. Umso besser lässt sich über mehr als 30 Jahre verfolgen, wie der Abbau die Landschaft in der Lausitz verändert, die im Grenzgebiet zwischen Sachsen und Brandenburg liegt.

Futter für einen der größten CO2-Emmittenten Europas

Der große Fächer, in dem der Abbau von links unten nach rechts startet und dann nach oben und schließlich nach links schwenkt, ist der Tagebau Nochten, das zweitgrößte Abbaugebiet des Lausitzer Braunkohlekonzerns, der Leag. Nördlich davon liegt die sächsische Stadt Weißwasser/Oberlausitz mit etwas mehr als 15.000 Einwohnern. 16,3 Millionen Tonnen Braunkohle wurden aus Nochten 2018 abgebaggert. Seit 1973 liefert der Tagebau das Futter für die südlich davon deutlich erkennbare Anlage mit vielen Kühltürmen, das Kraftwerk Boxberg. Es gehört zu den zehn größten CO2-Emittenten Europas.

Wälder, Wiesen, Acker mussten Nochten weichen – und zum Beispiel 1979, vor Beginn der Zeiraffer-Aufnahmen, das Örtchen Tzschelln. Gut zu erkennen ist auch: Noch während die Tagebaue in Betrieb sind und sich die großen Bagger weiter vorarbeiten, beginnt die Renaturierung. Teils werden die tiefen Gruben – der Lausitzer Flöz liegt 60 bis 120 Meter unter der Erde – bepflanzt, teils wird daraus eine Seenkette. Das lässt sich besonders gut südlich und westlich des Kraftwerks beobachten, dort sind unter anderem der Dreiweiberner See, der Scheibesee und der Bärwalder See entstanden. Letzterer liegt südlich des Kraftwerks. Gut zu erkennen ist, wie von 1996 bis 2009 der Wasserstand ansteigt. Nun ist er mit 13 Quadratkilometern der größte See Sachsens.

Wie weiter mit der Kohle?

Der Braunkohleabbau hat eine Landschaft umgepflügt, wie die Bilder zeigen, tiefgreifende Veränderungen mit sich gebracht, nicht zuletzt für Bewohner, die ihre Heimat verlassen mussten – aber er hat auch Tausende Arbeitsplätze in einer Region gesichert, wo es wenig Arbeit gab und gibt.

Wie es weitergeht mit der Braunkohle? Das ist noch nicht endgültig entschieden. Die sogenannte Kohlekommission hat empfohlen, dass bis 2038 Schluss ist mit der (Braun-)Kohleverstromung in Deutschland. Endgültig entschieden ist aber noch nichts – und gerade die Lausitz soll noch ein paar Jahre länger abbauen dürfen als die Anlagen im zweiten großen Abbaugebiet am Niederrhein, wo der zum Symbol gewordene Hambacher Forst liegt.

Zu den Aufnahmen: Die Bilder stammen von Landsat-Satelliten der NASA. Das Projekt Google Earth Timelapse hat diese Satellitenaufnahmen digitalisiert, Wolkenstörungen herausgerechnet und zu jährlichen weltweiten Karten zusammengefügt.