Spieler. Mark Bennett, 40, ist Internationaler Direktor von Google Play. Bild: Promo

»Das nächste Pokémon Go kann aus Berlin kommen«

Google-Play-Direktor Mark Bennett über App-Trends, kreative Entwickler und Augmented Reality.

Welche App haben Sie sich zuletzt auf Ihr Smartphone runtergeladen?

Oh, eine ganze Reihe, zu den neuesten gehört die App vom FC Barcelona, aber das hören Sie hier in Deutschland wahrscheinlich nicht so gerne.

Na, gerade in Berlin nicht. Da sollten Sie sich schleunigst die App vom Herta BSC runterladen.

Danke für den Tipp, schaue ich mir mal an.

Ich wundere mich aber sowieso, dass Sie sich noch Apps runterladen, heißt es in Ihrer Szene nicht „App is dead“?

Nein, das stimmt auf gar keinen Fall. Wir sehen weiterhin ein großes Wachstum bei den Downloadzahlen, speziell in den Entwicklungsmärkten, wo die Menschen zum ersten Mal ein Smartphone kaufen und sich sehr viele Apps runterladen. Insgesamt werden die Leute aber vielleicht wählerischer.

Inwiefern?

Als Smartphones noch generell neu auf dem Markt waren, haben die Leute einfach Apps runtergeladen, was das Zeug hält. Jetzt suchen sie mehr nach Qualität, sie wählen mehr nach den Ratings aus und wir wollen ihnen genau diese Qualität bieten, indem wir eng mit den Entwicklern zusammenarbeiten. Und dabei erleben wir die App-Branche quicklebendig.

Gibt es Themen, zu denen derzeit besonders viele Apps entwickelt werden?

Sehr gefragt sind weiterhin alle Apps rund um Kommunikation wie Messenger-Dienste, auch Smartphone-Spiele sind sehr stark, dazu Apps, die ihren Nutzern das Leben leichter machen, wie Apps, mit denen man ein Taxi buchen oder einen Boardingpass runterladen kann.

In welchen Bereichen würden Sie sich mehr Kreativität wünschen?

Pokémon Go hat sicher gezeigt, dass wir noch mehr Energie in den Bereich Augmented Reality investieren müssen. Aber gerade weil Pokémon Go so erfolgreich war, werden sich jetzt sicher viele Entwickler auf diesen Bereich konzentrieren, in dem die echte und die virtuelle Welt miteinander verschmelzen. Angesichts der Umsatzerwartungen hier werden die Innovationen sicher automatisch kommen, so dass Augmented Reality schnell zum Massenmarkt wird.

Hat Sie der Erfolg von Pokémon Go überrascht?

Ja, es ist schon beeindruckend, wie viele neue Leute sich durch Pokémon Go plötzlich mit Augmented Reality beschäftigt haben. Überhaupt war es beeindruckend, wie viele Leute eine einzige App auf die Straße bringen kann, die dadurch neue Orte entdeckt, neue Leute kennengelernt und dazu noch Kalorien verbrannt haben.

Können Sie sich vorstellen, dass das nächste Pokémon Go aus Berlin kommt – oder ist die Szene nicht kreativ genug?

Ja, klar, kann ich mir das vorstellen. Berlin ist gerade im Bereich der Spieleindustrie stark, wie allen voran Wooga zeigt. Mit Veranstaltungen wie Playtime wollen wir aber gerade auch unabhängige Entwickler mit ihren Ideen fördern und sie darin unterstützen, dass sie ihre Apps zuerst für Android entwickeln.

Was muss sich in der Berliner Entwicklerszene noch tun, damit sie international noch wettbewerbsfähiger ist?

Sicher kann sich noch mehr tun, wenn es darum geht, Investoren oder Risikokapitalgeber anzuziehen. Ohne Zweifel aber ist Berlin schon jetzt einer der angesagtesten Startup-Hotspots in Europa und bietet alles, was man dafür braucht, mit einer sehr lebendigen Szene, niedrigen Lebenshaltungskosten und sehr viel Energie.

Das Gespräch führte Sonja Álvarez.