Startups können Ideen liefern, die alte Unternehmen nicht mehr hervorbringen, sagt Ministerin Brigitte Zypries. Bild: BMWi/Susanne Eriksson

Klügeres Licht, weniger Strom

Alles ist erleuchtet. Das ist durchaus ein Problem. ICE Gateway hat deshalb eine smarte Straßenlaterne entwickelt.

Straßenlaternen können mehr als leuchten. Sie können auch ziemlich schlau sein – zumindest wenn die Technologie von ICE Gateway stammt. Das Startup aus Berlin-Adlershof hat einen Mini-Rechner für den Leuchtenkopf entwickelt: Der steuert, wie viel Strom die Laterne zu bestimmten Zeiten braucht. „Das spart gegenüber herkömmlichen Leuchten bis zu 80 Prozent Energie“, sagt Startup-Gründer Ramin L. Mokhtari. So richtig intelligent wird die Hightech-Laterne aber erst durch Sensoren, die Verkehr und Fußgängeraufkommen messen. Per SIM-Karte werden die anonymisierten Daten an einen zentralen Server gefunkt, der dann wertvolle Erkenntnisse für die Stadtplanung liefert.

Ideen wie die smarte Leuchte waren bei der Startup Night in Berlin gefragt. Im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) trafen sich am Mittwochabend junge und bereits etablierte Unternehmen, um Kooperationen auszuloten. Das Thema „Digitale Energiewelt“ ist hochaktuell, weil die Energiewende in Deutschland gerade ihre zweite Phase erreicht. Produktion und Verbrauch erneuerbarer Energie hat bereits deutlich zugenommen. Was jetzt noch fehlt, sind Technologien, die helfen, den dezentralisierten Energiemarkt zu managen. Genau die präsentierten etliche Jungunternehmer bei der Startup Night – und zwar in fünfminütigen (Pitch-)Vorträgen mit anschließender Fragerunde.

Startups als Ideenlieferanten

Für Staatssekretärin Brigitte Zypries spielen Startups in der Energiewende eine besonders wichtige Rolle: als Lieferanten neuer Ideen, „die von etablierten Unternehmen in der Regel nicht mehr entwickelt werden können“. Ganz einfach weil die Großfirmen sich meist auf ihre Erfolgsrezepte konzentrierten.

Ramin L. Mokhthari von ICE Gateway sucht neue Partnerschaften, um den smarten Leuchten zum Durchbruch zu verhelfen. Das Startup hat seinen Sitz auf dem Wista-Gelände in Adlershof, wo es 13 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere zehn Mitarbeiter forschen an der RWTH Aachen. Die Funktionsweise seiner Hightech-Laternen kann Mokhtari direkt vor Ort demonstrieren: „Wista wollte eine hohe Energieeinsparung erreichen, daraufhin haben wir uns gemeldet. Unser Produkt wurde ein Jahr lang in Adlershof getestet, anschließend erhielten wir den Auftrag, dort sämtliche vorhandenen Leuchten durch unsere zu ersetzen.“

Laternen mit WLAN?

Leuchte mit Hirne. LEDs und integrierter Rechner vermindern die Energieaufnahme. Bild: Promo

In Adlershof betreibt ICE Gateway 160 intelligente Straßenlaternen. Als künftige Abnehmer sieht Mokhtari neben Städten und Gemeinden auch Betreiber von Häfen, Parkplätzen und Krankenhäusern. Kunden zahlen dabei über den Zeitraum von zehn Jahren eine Gebühr, die niedriger als die bisherigen Strom- und Wartungskosten ist; ICE Gateway kümmert sich um Instandhaltung und Software-Updates. Gerade in Berlin sieht Mokhtari einen „Riesenbedarf, weil die Stadt so schnell wächst“. Mithilfe der Leuchten könne Berlin nicht nur Strom sparen und Verkehrsaufkommen analysieren. Sondern zum Beispiel auch lokale Infos per WLAN verbreiten.

Auch ÜberEnergy erhofft sich durch den Abend neue Kontakte. Gründer Rolf Behrsing arbeitete jahrelang im Silicon Valley, wählte aber Berlin als Standort. Die Firma arbeitet an einem System, das Endverbrauchern beim Energiesparen helfen soll: Auf Basis von Wohnraumnutzungsdaten steuert eine Künstliche Intelligenz vollautomatisch den Energiebedarf eines Haushalts – je nach Uhrzeit. „Deutschland ist für uns interessant, weil es bereits sehr energieffizient ist“, sagte Behrsing. „Sowohl Politik als auch Verbraucher haben den Willen, Energie zu sparen.“

Berlin statt dem Valley

In Deutschland hat ÜberEnergy eine EXIST-Förderung erhalten, ist direkt an der HU angesiedelt und kooperiert dort mit dem Forschungsbereich für maschinelles Lernen. Doch warum hat ÜberEnergy nicht das Silicon Valley mit seiner Fülle an Wagniskapital gewählt? „Es gibt keinen Grund, warum Berlin nicht auf seine ganz eigene Art toll und wettbewerbsfähig sein kann“, so Behrsing. „Wenn man mit wenig Geld viel erreichen kann, dann kann man auch jemanden übertrumpfen, der zusätzliches Geld erst auftreiben muss.“ Berlin mag weniger Investoren besitzen als das Silicon Valley. Für schlanke Startups ist es dennoch interessant.