Die Antike auf dem Bildschirm. Das Bild zeigt ein 3D-Modell des Pantheons, das Berliner Forscher erstellt haben. Grafik: HU Berlin/Creative Commons BY-NC-SA 3.0 DE

Digitale Antike

Die interessantesten archäologischen Funde machen Forscher in Syrien, Jordanien oder Ägypten. Damit künftig auch Wissenschaftler aus diesen Ländern die Forschungsergebnisse nutzen können, macht das Forschungscluster Topoi seine Publikationen nun allen zugänglich.

Berliner Antikenforscher sind weltweit unterwegs. Mit syrischen Kollegen arbeiten sie daran, das kulturelle Erbe des Landes zu retten. Kooperationen gibt es unter anderem mit Forschern in Jordanien, Ägypten, der Ukraine und Indonesien. Alles Länder also, in denen Wissenschafler nicht nur in schwierigen politischen Umständen arbeiten, sondern unter prekären finanziellen Verhältnissen. Teure Fachzeitschriften oder Monographien können sie sich oft am allerwenigsten leisten.

Abgeschnitten von der eigenen Geschichte

Damit sind diese Länder vom Wissensaustausch abgeschnitten, obwohl es um ihre eigene Geschichte, ihre eigene Kultur geht. Für die Antikenforscher vom Berliner Exzellenzcluster Topoi war das irgendwann nicht mehr akzeptabel – und ein Grund, die eigene Publikationsstrategie radikal zu verändern. Topoi setzt künftig ganz auf Open Access. Der Gedanke dahinter ist einfach: Alle Forschungsergebnisse sollen weltweit online kostenfrei zur Verfügung stehen.

Topoi kündigte einen Vertrag mit dem Berliner De Gruyter Verlag, der als zu restriktiv empfunden wurde. Dafür bauen die Forscher jetzt die Edition Topoi auf, die in Eigenregie herausgegeben wird und durch den Publikationsetat des Clusters finanziert wird, der normalerweise an fremde Verlage gehen würde. Alle Werke, die in der Edition erscheinen, sind tatasächlich online kostenfrei verfügbar. Die Rechte bleiben – anders als bei herkömmlichen Verlagen – bei den Wissenschaftlern. Der Ansatz garantiere Topoi „eine weltweite Präsenz“, sagte Michael Meyer, Sprecher des Clusters, als er die „Edition Topoi“ am Montagabend in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften vorstellte. In den Partnerländern sei das zudem „ein Beitrag zur Demokratisierung“.

Wie zitiert man ein 3D-Modell?

Nun haben sich die Altertumswissenschaften durch die Digitalisierung längst gewandelt. Digitale Fotoserien und Scans gehören zum Arbeitsalltag, Forscher erstellen 3D-Modelle. Gerd Graßhoff etwa, ebenfalls Topoi-Sprecher, hat gemeinsam mit Kollegen das Pantheon in Rom als 3D-Modell digitalisiert. Anhand dieses Modells lässt sich etwa erforschen, nach welchen Bauplänen in der Antike gearbeitet wurde. Ganze Sammlungen von Forschungsdaten bietet die Edition Topoi auf ihrer Webseite an: Das Pantheon ebenso wie Steinmalereien in Indonesien oder antike Sonnenuhren.

Digitalisate werden so zu einer eigenen Publikationsform. Doch bisher brachte das Probleme mit sich: Wie zitiert man etwa ein 3D-Modell richtig? Hierfür haben die Forscher ein eigenes Zitationsformat, so genannte Citables, geschaffen. Diese enthalten wichtige Angaben wie eine Inhaltsbeschreibung, Autoren beziehungsweise Ersteller, Titel und Erscheinungsjahr. Digitalisate können so nach den gängigen wissenschaftlichen Standards in Veröffentlichungen eingebunden werden. Das könnte aufwändige multimediale Publikationen ermöglichen, die weit über Aufsätze im Pdf-Format hinausgehen. Topoi hat dafür ebenfalls eine eigene Form erfunden: „dEbooks“, was für „digitally enhanced books“ steht. Forscher können darin ihre Texte mit Datenbanken, 3D-Modellen oder digitalen Karten verbinden.

Und was ist mit dem guten alten gedruckten Buch? Auch diese will die „Edition Topoi“ vertreiben. Anders als die digitalen Formate kosten sie zwar immer noch Geld, sollen aber günstiger als zuvor sein.