Drachen sind gut fürs Geschäft
Kaum ist der Wirbel um das Smartphone-Spiel Pokémon Go ausgebrochen, entwickeln Händler lukrative Geschäfte. Eine Saftbar im amerikanischen Gainesville zum Beispiel schenkt Zockern einen Smoothie, wenn sie über die App weitere Spieler in die Bar locken. Läden, Krankenhäuser oder überhaupt öffentliche Einrichtungen: Häufig besuchte Orte verwandeln sich im Spiel zu Kampfarenen oder Plätzen zum Auffüllen der Ausrüstung (Pokéstops). Unklar ist noch, nach welchen Kriterien der Entwickler Niantic Labs und die Nintendo-Beteiligung Pokémon Company diese Orte gesetzt haben. Fest steht: Durch die App werden diese Orte im realen Leben häufiger besucht.
Drachenfänger beim Bäcker
Zu einem Treffpunkt für „Pokémon“-Spieler ist auch eine Bäckerei in Berlin-Kreuzberg geworden. Vereinzelt stehen bereits Zocker vor dem Laden, wischen mit ihren Fingern über die Displays ihrer Smartphones und lassen ihre Monster gegeneinander kämpfen. Erkannt haben die Mitarbeiter das zunächst nicht. Künftig hofft Verkäuferin Kübra Sahin aber auf mehr „Pokémon“-Spieler: „Die Kurbeln das Geschäft bestimmt an“.
Für Marketing-Strategen eröffnet der Rummel um das Spiel neue Möglichkeiten. Der Sprecher vom Handelsverband Deutschland, Stefan Hertel, sagt: „Die Beteiligung an Pokémon Go hat da angesichts des derzeitigen Hypes durchaus Potenzial, gerade jüngere und internetaffine Kundschaft in die Läden zu holen.“ Für Spieler steigere das das Einkaufserlebnis und die Verbundenheit zu den Geschäften vor Ort. Firmen könnten in der virtuellen Welt auf sich aufmerksam machen oder mit Gutscheinen oder Rabatten auf ihre Online-Shops hinweisen, sagt Martin Groß-Albenhausen vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel.
Geschäfte sollen Auftauchen von Pokémon kaufen können
Der Chef des Co-Entwicklers Niantic Labs, John Hanke, sagte jüngst der „New York Times“, in der Zukunft werde es für Geschäfte auch ganz offiziell die Möglichkeit geben, in dem Spiel mit gesponserten Punkten aufzutauchen. Einen Zeitpunkt dafür nannte er nicht. Im Moment ist Niantic damit beschäftigt, seine Server unter dem Ansturm der Spieler nicht in die Knie gehen zu lassen.
Doch Verbraucherschützer warnen: Ist Werbung als solche nicht gekennzeichnet, könnten Kunden getäuscht werden, erklärt Florian Glatzner vom Bundesverband der Verbraucherzentrale. Würden keine personenbezogenen Daten von Verbrauchern gesammelt, sei eine solche Praxis zumindest beim Datenschutz eher unkritisch. Dies sei aber nicht immer zu durchschauen: „Bei vielen Programmen hat der Nutzer kaum eine Chance zu sehen, welche Berechtigungen er freigibt und welche Daten fließen.“
Monsterjagd auf dem Fahrrad
Beim Spielen die reellen Gefahren zu vergessen, kann unangenehm werden. In Berlin wurde ein Radfahrer von der Polizei gestoppt, weil er nur noch auf sein Smartphone starrte. In Schleswig-Holstein wurde jemandem direkt das Handy geklaut und in Neumünster landeten Spieler aus Vershen auf einem Truppenübungsplatz.
Im schlimmsten Fall verursachen unaufmerksame Spieler einen Unfall. Hasso Suliak vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft meint: „Die Kfz- Haftpflichtversicherung eines Autofahrers leistet grundsätzlich, wenn bei einem Verkehrsunfall ein Fußgänger zu Schaden kommt.“ Nicht ausgeschlossen sei jedoch, dass der spielende Fußgänger mitschuldig sein könne. Liegt ein Mitverschulden vor, könne die Kfz-Haftpflicht die Leistung mindern. mit dpa