Eine Weltkarte aller Pokémons
Man kann es sich gut vorstellen, wie auf den Gemäuern von Schloss Neuschwanstein ein Glumanda-Pokémon hockt und Feuer speit – quasi als digitaler Burgdrache 2.0. Besonders spannend für Pokémon-Fans: Auch Lapras, die als besonders selten geltenden Wassersaurier, sollen in der Nähe der alten Burggemäuer gesichtet worden sein.
So steht es zumindest im Pokémon-Go-Reiseführer für Bayern. Dort hat die Bayern Tourismus Marketing GmbH beispielsweise auch aufgelistet, dass sich Pokémons an der Nürnberger Lorenzkirche und im Englischen Garten in München tummeln. „Bei uns ist letzte Woche das Pokémon-Fieber ausgebrochen“, sagt Claudia Hinnerkopf, Leiterin der Unternehmenskommunikation. Ob in Franken, im Allgäu oder in Ostbayern – überall locken die wuselnden Sehenswürdigkeiten, die es seit dem App-Start in Deutschland auch in Bayern gefangen werden können. Deshalb haben Hinnerkopf und ihr Team die ihnen bekannten Poké-Stops, Arenen und guten Fanggründe zusammengetragen. Der Reiseführer soll ständig aktualisiert werden. Dafür hoffen Hinnerkopf und ihr Team nun auf Hinweise aus den sozialen Netzwerken.
Aber nicht nur die bayerische Tourismusbrache hat der Poké-Hype gepackt. Auf der Coder-Plattform GitHub programmieren Spieler Karten, die ihnen bei der Jagd helfen sollen. Andere Fans sammeln auf der interaktiven Karte pokemapper.co derweil Tausende Hotspots in Europa, den USA, Australien und anderen Ländern. Glaubt man der Seite, wurden sogar schon Dragons und Mewtus auf Grönland und in der Antarktis gesichtet.
11 Millionen tägliche Nutzer alleine in den USA
US-Spieler verbringen laut Analysen von Android-Nutzerdaten derzeit mehr Zeit mit der Poké-Jagd als auf Whastapp, Instagram oder Snapchat, wenngleich die Gesamtzeit der Messenger-Nutzung die Spielzeit noch übersteigt. Selbst der Abstand zwischen Googlemaps und Pokémon Go wird immer kleiner. Rund 14 Millionen US-amerikanische Android-Nutzer verwenden täglich Googlemaps – und immerhin rund 11 Millionen suchen jeden Tag nach Pikachu oder Taubsi.
Vor allem die japanische Firma Nintendo dürfte sich über den Erfolg freuen: Die globale Begeisterung beschert ihr fantastische Zuwächse an der Börse. Seit dem Start von Pokémon Go hat sich der Aktienpreis des japanischen Gaming-Unternehmens fast verdoppelt.
Nutzerdaten dürfen an Regierungen weitergegeben werden
Ein Fakt jedoch könnte die Begeisterung aber dann doch dämpfen: Die Datenschutzbestimmungen der App haben es in sich. Laut einer Recherche von Netzpolitik.org dürfen die persönlichen Daten der Spieler (zum Beispiel die ständig erfassten Standorte) unter anderem an Regierungen oder Strafverfolgungsbehörden weitergegeben werden. Besonders interessant ist, dass sogar Aktivitäten, die das Unternehmen als „unethisch“ erachtet, laut den Datenschutz-Klauseln mit den entsprechenden Stellen geteilt werden dürfen. Was genau „unethisch“ bedeutet, wird in den Datenschutzrichtlinien allerdings nicht erläutert.
Als „unethisch“ könnte man ebenfalls bezeichnen, dass die App auch in Konzentrationslagern funktioniert und dort Pokémons anzeigt. Vergangene Woche waren Screenshots aufgetaucht, die Pokémon auf dem Gelände des KZ Auschwitz-Birkenau zeigten. Das Museum hatte die Macher des Spiels daraufhin aufgefordert, das Gelände aus dem Dienst zu entfernen. Die Verhandlungen dazu laufen noch.