»Berlins Startups sind noch hungrig«
Frau Yzer, wäre es nicht längst an der Zeit, die Cebit nach Berlin zu holen?
Die Cebit ist eine international renommierte Veranstaltung, aber sie stammt aus einer Zeit, als die Computer Kästen auf den Schreibtischen waren. Heute geht es darum, Sektoren und Produkte zu digitalisieren. Dafür brauchen wir auch neue Messe- und Veranstaltungsformate.
Und in welcher Form sollen die künftig in Berlin stattfinden?
Wir haben der Messe aufgegeben, eine Digitalisierungsstrategie für den Messestandort Berlin zu entwickeln. Die Geschäftsführung wird das Konzept in der nächsten Aufsichtsratssitzung am 22. April präsentieren. Aber auch mit bestehenden Formaten kann der Digitalstandort Berlin bereits heute international punkten.
Und zwar wie?
Die IFA ist die Leitmesse für digitale Produkte im Consumer Electronic Bereich. Festzuhalten ist, dass im breiten Spektrum Berlin schon jetzt rund 400 Veranstaltungen mit Blick auf die digitale Transformation zu bieten hat. Die ConHit ist führender IT-Kongress für die Gesundheitsbranche. Neu in diesem Mai ist die Hybrid Music Lab-Konferenz, die erstmalig die Digitalisierung für die Musikwirtschaft prominent auf die Agenda hebt. Digitalisierung zieht sich wie ein roter Faden durch die Messen und Kongresse der Stadt.
Sigmar Gabriel will, dass sich die Digitalisierung künftig wie ein roter Faden durch Deutschland zieht, das er bis 2025 zur „Digitalrepublik“ machen will. Milliarden sollen in den Netzausbau investiert werden. Wann kommt der 5G-Standard in Berlin?
Dieser Standard, der Echtzeitdaten wie sie zum Beispiel für autonomes Fahren erforderlich sind, ermöglicht, befindet sich noch in der Entwicklung. Aber natürlich spreche ich mit Telekommunikationsanbietern darüber, dass eine Pilotierung nicht an Berlin vorbei gehen kann. Als Testbett für diesen Standard der Zukunft käme das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut in Frage. Dort könnten auch Unternehmen unmittelbar neue Produkte und Anwendungen im Testfeld entwickeln. Wir dürfen keine Zeit verlieren.
Die wurde doch aber schon verloren, die 650 Hotspots für Gratis-W-Lan sollten eigentlich im Frühjahr starten. Wann ist es endlich soweit?
Die Senatskanzlei will diese ersten Hotspots dieses Jahr einrichten. Ich hoffe, dass es dann endlich klappt. Und diese 650 Hotspots können nur ein Anfang sein. Freies W-Lan ist eine der Voraussetzung für Berlins weitere Entwicklung als globale Digital- und Startup-Metropole. Deshalb treiben wir als Senatswirtschaftsverwaltung zurzeit den Ausbau des W-Lan in stark frequentierten U-Bahnhöfen, wie beispielsweise dem Wittenbergplatz, mit Mitteln aus unserer City Tax voran.
Im Rahmen der „Digitalen Agenda“ wurden von Gabriel auch zwei Risikokapital-Fonds im Gesamtvolumen von knapp einer dreiviertel Milliarde Euro aufgesetzt, um private Investitionen in Start-ups zu fördern. Wie kann die Berliner Szene davon konkret profitieren?
Wir haben gute Erfahrungen mit unseren staatlichen Wagniskapitalfonds gemacht, über die mehr als eine Milliarde Euro Wagniskapital in Berliner Start-ups geflossen. Bis 2020 haben wir die Fonds mit 100 Millionen Euro frischem Kapital ausgestattet. Wenn jetzt auch die Bundesregierung das Venture Capital für sich entdeckt – umso besser. Am Ende zählt jedoch, wie viel privates Wagniskapital eingesammelt wird. Daher wäre es gut, wenn die Bundesregierung die Vorschläge unserer Venture-Capital-Bundesratsinitiative zur Verbesserung der steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Wagniskapitalgeber aufgreifen würde. Unsere Start-ups sind noch hungrig!
Künftig soll kein Kind die Schule verlassen, ohne nicht erste Grundlage des Programmierens zu beherrschen, heißt es in Gabriel Agenda. Wann und wie wird Berlin dieses Ziel umsetzen?
Das Ziel ist richtig: Aber wenn ich an die desaströse IT-Ausstattung in den Berliner Schulen denke, dann wäre zunächst einmal die Verfügbarkeit von Computern, Smartboards und schnellem Internet sowie begleitende Medienkompetenzvermittlung ein wichtiger erste Schritt.