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Berlins Straßen im Sicherheitscheck für Radfahrer

Das Berliner Projekt FixMyBerlin analysiert alle Hauptstraßen der Stadt nach ihrer Fahrradinfrastruktur. Und verfolgt, wo Bauvorhaben wirklich umgesetzt werden.

Mit dem neuen Mobilitätsgesetz wurde festgelegt, dass alle Hauptverkehrsstraßen der Stadt mit geschützten Radwegen ausgestattet werden müssen. Doch wie viel gibt es da überhaupt zu tun? Senat und Bezirke haben kaum einen Überblick. Das Berliner Fahrradprojekt FixMyBerlin hat alle Straßen nach den Maßstäben des neuen Gesetzes bewertet.

Das Ergebnis ist drastisch: Von 2893 Kilometern Hauptstraßen können nur 758 als sicher bezeichnet werden. 1039 Kilometer Hauptstraße haben gar keine Radwege, oder nur welche in miserablem Verhältnis zur dortigen Verkehrsmenge und zulässigen Höchstgeschwindigkeit.

Dabei hat das Datenprojekt verschiedene Faktoren in die Bewertung eingerechnet. Welche Art des Radwegs gibt es entlang der Straße? Ist der Weg baulich geschützt vom Autoverkehr? Wie hoch ist die Höchstgeschwindigkeit auf der angrenzenden Straße und wie stark ist der Autoverkehr hier durchschnittlich? Ist beispielsweise eine Straße stark befahren, hat eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h aber lediglich eine gestrichelte Linie auf der Fahrbahn als Radweg, dann wird sie als nicht sicher gewertet.

Ein gigantischer Baustau

Schlusslicht der Analyse ist Treptow-Köpenick. 145 Kilometer unsichere oder sehr unsichere Hauptstraßen müssten hier in den nächsten Jahren umgebaut werden. Vorletzter ist Pankow. Hier sind 135 Kilometer unsicher. Damit verfügen nicht einmal 15 Prozent der Hauptstraßen über sichere Radwege. Knapp darauf folgt überraschenderweise schon – Friedrichshain-Kreuzberg. Nur 16 Prozent der Hauptstraßen in dem grünen Bezirk sind wirklich sicher für Radfahrer.

Das liegt vor allem daran, dass vielerorts die Radwege nicht der Verkehrsmenge der Autos entsprechen. Oft sind lediglich Schutzstreifen aufgemalt.

Um den Versprechen aus dem Mobilitätsgesetz wirklich gerecht zu werden, müssten also nicht nur neue Radwege gebaut, sondern auch alte, schlechte Radwege umgebaut werden. Dafür, wie die Stadt dieses Großbauprojekt bewältigen will, gibt es bisher aber weder ein Gesamtkonzept noch ausreichend Personal.

Erfolge verfolgen

Die Macher von FixMyBerlin wollen die Verwaltung aber nicht an den Pranger stellen, sagt Boris Hekele, Mitinitiator des Projekts. Stattdessen will man die Verwaltung dabei unterstützen, einen Überblick über die Bauprojekte für Radfahrer in der Stadt zu haben. Und die Berliner sollen nachverfolgen können, wo und warum gebaut wird. Auf ihrer interaktiven Karte schlüsseln sie ab sofort alle geplanten Baumaßnahmen auf und verfolgen, wo in der Stadt das Mobilitätsgesetz wirklich umgesetzt wird und wo Radwege wann fertig werden. Außerdem kann man Baumaßnahmen zustimmen, man besonders gut findet.

Die traurige Nachricht ist allerdings: Ganz so einfach ist es gar nicht, das Handeln der Verwaltung transparent zu machen. Die Bezirke Steglitz-Zehlendorf und Reinickendorf haben es in sechs Monaten nicht einmal geschafft, dem Projekt überhaupt mitzuteilen, was sie planen. Charlottenburg-Wilmersdorf und Lichtenberg antworteten, sie hätten gar keine eigenen Planungen.