Welche Jobs machen künftig Roboter? Auch zu diesem Thema arbeitet die Stiftung Neue Verantwortung. Das Foto zeigt einen Mitarbeiter des süddeutschen Roboterherstellers Kuka mit seinem möglichen künftigen Konkurrenten. Foto: Stefan Puchner/dpa

Denkfabrik für Digitales

In Berlin versucht die Stiftung Neue Verantwort sich als Denkfabrik für die Chancen und Risiken der Digitalisierung zu etablieren.

Was für ein Datenschatz: Für 82 Millionen Bürger erfasst der deutsche Staat Geburten und Sterbefälle, er zeichnet Wetterdaten auf, überprüft die Wasser- und Lebensmittelqualität, treibt Schulden ein und registriert Unternehmensanmeldungen – und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende. Doch dieser Schatz wird bisher kaum gehoben – obwohl er enormes Potenzial bietet.

„Offene Daten sind der Schlüssel, um das Datenzeitalter zu gestalten“, heißt es in einer kürzlich veröffentlichten Studie von Tobias Knobloch und Julia Manske von der Stiftung Neue Verantwortung. Mit solchen Themen rund um die Digitalisierung will sich die 2008 gegründete Stiftung mit Sitz im Beisheim-Center am Potsdamer Platz künftig noch intensiver beschäftigen, deshalb stellt sie sich als Think Tank für die gesellschaftlichen und politischen Fragen des technologischen Wandels neu auf.

Der Politik fehlen umsetzbare Vorschläge

„Wir haben gemerkt, dass es weiterhin an Lösungen fehlt, wie dieser Wandel politisch gestaltet werden kann“, erklärt Geschäftsführerin Anna Wohlfarth. Als Think Tank wolle die Stiftung deshalb nun Lösungen entwickeln und damit einen Beitrag leisten, wie die Zukunft des Regierens künftig aussehen kann. „Geht es um die Digitalisierung, haben wir oft große Ziele“, sagt Wohlfarth. Beim Thema Datenschutz würde Deutschland seine Vorstellungen von Privatsphäre im Internet verwirklichen wollen, im Bereich der Wirtschaft aber gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben und gegenüber dem Silicon Valley aufholen.

„Der Gestaltungswille ist groß – allerdings fehlen häufig konkrete Ideen, wie Regierung und Parlamente etwas praktisch bewegen können. Genau hier brauchen wir umsetzbare Vorschläge, die nicht nur einer Interessensgruppe nützen“, erläutert Wohlfarth. Neben Fragen zur digitalen Infrastruktur sollen sich die 14 Expertinnen und Experten der Stiftung mit Themen beschäftigen wie dem Wandel der Arbeit, IT-Sicherheit oder der Überwachung im Internet, sie sollen Analysen erarbeiten, Politikvorschläge entwickeln und Veranstaltungen organisieren. Weitere Experten würden derzeit gesucht. Dazu arbeite das Team eng mit anderen Verbänden und Nichtregierungsorganisationen zusammen.

Finanzierung durch Staat und Firmen

Rund 1,2 Millionen Euro stehen der Stiftung jährlich zur Verfügung, die aus unterschiedlichen Quellen finanziert werden: 66 Prozent des Gesamtbudgets tragen zehn verschiedene Institutionen, darunter die Robert Bosch Stiftung, die Open Society Foundation oder die Stiftung Mercator. Elf Prozent kommen von öffentlichen Organisationen wie dem Auswärtigen Amt oder der Universität Siegen. 23 Prozent des Budgets werden durch Unternehmensspenden gedeckt, wobei kein einzelnes Unternehmen mehr als fünf Prozent des Gesamtbudgets stellen darf.

Neben der Stiftung Neue Verantwortung gibt es in Berlin bereits weitere Think Tanks, die sich mit dem Thema Digitalisierung intensiv beschäftigen wie die 2010 von Google ins Leben gerufene Denkfabrik Internet & Gesellschaft Collaboratory, das Digital Society Institute (DSI) an der European School of Management and Technology (ESMT) sowie die Plattform iRights.lab.