Maschinen zu Laptops. An der Spree sprießen Medienunternehmen, wo einst die Schwerindustrie angesiedelt war. Foto: Kitty Kleist-Heinrich

Digitalisierung und Deindustrialisierung

Die Internetwirtschaft in der Hauptstadt boomt: Fast 23.000 neue Stellen sind seit 2008 in Berlin entstanden. In anderen Sektoren hingegen verzeichnet Berlin Einbußen.

Berlin rühmt sich gerne mit dem Titel, Deutschlands Digitalhauptstadt zu sein – und zwar zu Recht. Zumindest, wenn es um die Zahl der Arbeitsplätze in der Digitalwirtschaft geht. Rund 22 800 neue Arbeitsplätze sind von 2008 bis 2015 im Sektor Datenverarbeitung, Informationstechnologie und Internet entstanden, wie eine in dieser Woche veröffentlichte Studie des Berliner Beratungsbüros Stadt und Region zeigt.

In dem Wirtschaftszweig sei Berlins Anteil an allen Beschäftigten um enorme 13,2 Prozentpunkte gestiegen – von 4,8 Prozent 2008 auf 18 Prozent 2015. Knapp ein Fünftel aller Beschäftigten der Branche seien inzwischen in Berlin konzentriert. In dem Sektor, der besonders stark von Internetdiensten und Startups geprägt ist, weise die Stadt somit zugleich die höchste regionale Spezialisierung im Vergleich aller Wirtschaftszweige auf. „Die digitale Ökonomie wird daher zur dominierenden Kraft bei der Ausdehnung der überregionalen Funktionen der Stadt“, erklärt Rolf Stein, der Berlins Strukturwandel nach sämtlichen 77 Wirtschaftszweigen analysiert hat.

Kultur und Industrie verlieren, Werbung und Consulting gewinnen

Insgesamt habe die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zwischen 2008 und 2015 um 225 500 zugenommen, von 1,09 auf 1,29 Millionen Beschäftigte. Der Anteil an allen Beschäftigten in Deutschland sei dadurch um 0,35 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent gewachsen. Die stärksten relativen Verluste habe es im Kultursektor gegeben. Die Zahl der Beschäftigten sei nur um 6100 gestiegen, wodurch Berlin um 0,15 Prozentpunkte an der bundesweiten Beschäftigung des Sektors verloren habe. Auch in der Industrie sei Berlins Beschäftigtenanteil am Bund nicht gestiegen: Nur 700 zusätzliche Industriearbeitsplätze seien entstanden, wodurch der Anteil am Bund mit 0,03 Prozentpunkten leicht gesunken sei. Innerhalb der Stadt setze sich damit die relative Deindustrialisierung fort.

Noch stärker als im Bereich Internetwirtschaft sei die Beschäftigung in den hochwertigen unternehmensorientierten Dienstleistungen gewachsen wie Werbung, Consulting und Rechtsberatung mit rund 24 300 neuen Stellen. Den stärksten absoluten Zuwachs könne der Einzelhandel verzeichnen mit 25800 neuen Arbeitsplätzen.