Fahrradkuriere von Deliveroo und Foodora stellen Forderungen
Anfang Dezember 2016 in einem Café in Neukölln. Auf einem Podium wird über die Arbeitsbedingungen bei Deliveroo und Foodora diskutiert. Ein großer Teil der Anwesenden sind Fahrer. Ganz am Schluss meldet sich einer im Publikum, erhebt sich langsam und sagt: „Also, ich würde durchaus streiken, wenn das nicht besser wird.“
Aus Sicht der Fahrer ist es wohl nicht besser geworden: Am Dienstagabend stellten sie zusammen mit der Basisgewerkschaft FAU in Berlin-Friedrichshain vor gut 100 Anwesenden erstmals einen Forderungskatalog vor. Es soll der Start einer längeren Kampagne mit Namen #deliverunion sein. Dafür haben sich Fahrer der größten Lieferdienste in Berlin – Foodora und Deliveroo – zusammengetan. Aber auch Mitarbeiter verschiedener anderer Kurrierdienste waren zu der Auftaktveranstaltung gekommen.
Mehr Lohn und Fahrrad gefordert
Ihre Hauptforderung ist einem Sprecher von FAU zufolge eine Erhöhung des Lohns. Freiberufler wollen künftig einen Euro zusätzlich pro Lieferung, angestellte Fahrer einen Euro mehr pro Stunde. Zweitens fordern die Fahrer eine zusätzliche Stunde bezahlte Arbeitszeit pro Woche für ihre Schichtplanung. Drittens wünscht man sich mehr Transparenz bei der Vergabe der Arbeitsschichten und bei der Abrechnung geleisteter Stunden. Denn einige Fahrer bemängelten, dass sie weniger Stunden bezahlt bekamen, als sie tatsächlich gearbeitet hätten. Die Hauptforderung betrifft allerdings die Arbeitsmittel. Die Fahrer wollen, dass Deliveroo und Foodora alles zur Verfügung stellen, was für die Arbeit notwendig ist, also Fahrrad, Smartphone, Fahrradreparaturen und Betriebshaftpflichtversicherung. Fahrrad und Handy müssen bisher von den Fahrern selbst mitgebracht werden.
Langfristiges Ziel: Tarifvertrag
Langfristig, so der FAU-Sprecher, will man einen Tarifvertrag erreichen. Es sei aber eine Frage der Organisationsmacht, ob das durchzusetzen ist. Laut Firmenangabe arbeiten alleine bei Deliveroo weltweit 30 000 Fahrer. Diese vernetzen sich zunehmend international. Anfang Oktober protestierten im italienischen Turin 50 Fahrer. In London stoppten über 200 Fahrer im August sogar vorübergehend die Essensauslieferung.