Kann man bald an mehr Orten Berlins mit Karte zahlen?
Als Laura Leising vor sechs Jahren ihre ersten Macarons auf Berlins Wochenmärkten verkaufte, war Kartenzahlung für sie kein Thema. Ihre Mandel-BaiserTeilchen gab es nur gegen Bares. Auch später, als sie mit der Makrönchen-Manufaktur ihr erstes Geschäft in Schöneberg eröffnete, zögerte sie. „Ich habe mich erst gegen die Kartenzahlung gesträubt“, sagt sie offen. Vor allem die Verträge mit den Anbietern von Kartenterminals schreckten sie ab. „Da sollte man sich gleich für zehn bis 30 Jahre festlegen“, sagt Leising. Doch was wäre, wenn ihre Geschäftsidee nicht aufginge, die Kunden ihre Macarons auf einmal nicht mehr kaufen wollten? Schließlich ließ Leising sich dann doch von der Kartenzahlung überzeugen. Von einem Startup aus Berlin – das bot viel flexiblere Konditionen.
iPads statt Kassen
Gleich mehrere Firmen arbeiten in der Hauptstadt daran, Gastronomen wie Leising einfache Lösungen für das Zahlen mit Karte anzubieten. Sie setzen auf iPad-Kassen und mobile Lesegeräte und machen so die Kartenzahlung gerade für kleine Cafés, Biergärten oder Eisdielen oft überhaupt erst möglich. Eine der ersten Firmen, die diese Marktlücke entdeckt hat, ist Orderbird. 2011 gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute bereits 140 Mitarbeiter, hat neben Berlin auch Büros in Wien und Paris. Ähnlich groß ist auch der Konkurrent Gastrofix mit 100 Mitarbeitern. Beide Firmen haben bekannte Investoren an Bord. An Orderbird ist zum Beispiel der Handelskonzern Metro beteiligt, Gastrofix hat erst kürzlich acht Millionen Euro vom Brauereikonzern Radeberger eingesammelt.
Die Unternehmen profitieren davon, dass auch für Gastronomen die Kartenzahlung wichtiger wird. 30 Prozent der Gäste haben sich schon mal bewusst gegen ein Restaurant oder Café entschieden, weil dort keine Kartenzahlung möglich war. Das zeigt eine Umfrage, die Orderbird und Mastercard unter Kunden und Gastronomen durchgeführt haben. Dazu kommt, dass gerade in Berlin viele Touristen aus dem Ausland unterwegs sind, die es gewohnt sind, auch einen Kaffee mal eben mit Karte zahlen zu können.
Die Kunden geben mehr aus, wenn sie mit Karte zahlen können
Dabei helfen die Startups den Gastronomen längst nicht nur bei der Kartenzahlung. Über dazugehörige Apps können die Mitarbeiter die Bestellung in ihr Handy eingeben und in die Küche schicken. Am Tablet-Rechner können sie sehen, welche Tische gerade belegt sind. Auch bekommen sie eine Auswertung, wann welche Produkte besonders nachgefragt wurden. Bezahlen müssen die Gastronomen wie bei anderen Kassensystemen auch für diesen Service monatlich. Sie können aber leichter pausieren – etwa im Winter, wenn die Eisdiele geschlossen ist. Laura Leising ist inzwischen froh, dass sie so auch Kartenzahlung anbieten kann. Sie sagt, die Kunden gäben dadurch mehr aus. Wer nur noch zehn Euro im Portemonnaie hat, kauft schließlich auch nur für zehn Euro ein. Zahlt er mit Karte, nimmt er dann doch noch ein paar Macarons mehr.