Spekulation per Smartphone
Am Anfang war da nur das Girokonto fürs Smartphone. Leichter und schneller wollte das Berliner Startup N26 (früher: Number 26) das Bankgeschäft machen. Nun entwickelt sich die Firma selbst zur Bank. Gerade erst hat N26 dafür eine Lizenz von der Finanzaufsicht Bafin bekommen und sich so unabhängiger von Banken als Partnern gemacht. Jetzt steigen die Gründer auch in das Geschäft mit der Geldanlage ein. Seit kurzem können Kunden bei N26 per Klick auf ihrem Smartphone Investitionen tätigen. Entwickelt haben diese Technik die Gründer nicht selbst – sie kooperieren dafür mit dem Startup Vaamo.
Risikobereitschaft per Knopfdruck
Und so funktioniert das Ganze: Ab einem monatlichen Betrag von zehn Euro können Kontoinhaber bei N26 je nach Risikobereitschaft auf unterschiedliche, diversifizierte Portfolios setzen. Das Geld fließt dann automatisch in sogenannte Indexfonds, die die Entwicklung bestimmter Indizes nachbilden – etwa die des Leitindexes Dax. Außen vor bleiben Optionsscheine oder komplexe Derivate. Risikolos ist die Anlage aber dennoch bei Weitem nicht: N26 weist darauf hin, dass im schlimmsten Fall der Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals drohen kann. Für Kunden ist die Anlage bequem: Sie müssen sich Fonds nicht mehr einzeln zusammenstellen. Für die Bequemlichkeit zahlen sie jährlich zwischen 0,5 und einem Prozent des angelegten Betrags.
Weil kein Fondsmanager über jede einzelne Anlage entscheidet, sondern der Computer, sprechen Experten vom „Robo Advice“. In den USA ist dieses Konzept der beraterlosen Kapitalanlage längst üblich. Das Startup Kapitall zum Beispiel lässt das Geld der Kunden durch eine von Computerspielen inspirierte App anlegen. Betterment baut die Kundenberatung als Abfrage in ihre Anwendung ein: „Wollen Sie Reichtum anhäufen? Zählen Sie auf Sicherheit?“ Je nach Antwort investiert der Algorithmus.
Indexfonds für die breite Masse
Verbraucherschützer stehen dieser Entwicklung grundsätzlich positiv gegenüber. „Die neuen Apps rütteln massiv an den Geschäftsmodellen der etablierten Banken“, sagt Niels Nachbauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Anders als bei etablierten Instituten besteht bei den Startups weniger die Gefahr, dass sie nur Produkte verkaufen, für die sie selbst die höchsten Provisionen kassieren. Zudem würden Verbraucher lernen, dass „Geldanlage kein Hexenwerk“ sei. Dennoch ersetze das nicht die Reflexion: Ob ein Indexfonds tatsächlich sinnvoller ist als ein Sparplan, muss jeder immer noch mit sich selbst ausmachen.
N26 ist dabei nur einer der Spieler im Markt für Fintechs, also Startups aus dem Finanzbereich. Die Branche wächst derzeit enorm, wird professioneller. Das merkt man auch daran, dass es mehr Firmenkäufe gibt. So hat die französische Bankengruppe BPCE zum Beispiel gerade die deutsche Fidor Bank übernommen – eines der ersten Fintechs hierzulande. Auch die Berliner Internetschmiede Rocket Internet steigt in den Markt ein und will künftig mit der Frankfurter Fintech Group digitale Bankdienstleistungen anbieten.