Andere Startbedingungen. Bei der Roadshow StartHubs AsiaBerlin trafen deutsche Gründer auf Unternehmer aus Bangalore, Manila und Jakarta (siehe Foto). Bild: AFP/Bay Ismoyo

Von Mitte nach Manila

StartHubs AsiaBerlin soll Gründer aus Berlin mit solchen aus Manila, Bangalore und Jakarta zusammenbringen. Das soll neue Märkte eröffnen.

Eigentlich will Paula Schwarz an diesem Abend nur ein wenig Small Talk machen, doch schnell stellt sich heraus, dass Gigih Rezki Septianto genau der Mann ist, den sie sucht. Der Indonesier hat eine Microfunding-Plattform gegründet, auf der kranke Menschen Spenden sammeln können für ihre Behandlung. WeCare.id heißt die Website, die es bisher nur auf Indonesisch gibt. Schwarz will sie jetzt auch ins Englische übersetzen lassen und nach Deutschland bringen, denn die 26-jährige Berlinerin hat sich darauf spezialisiert, soziale Startups zu fördern.

Septianto ist nur einer der „hidden innovators“, der bisher unentdeckten Gründer, die Schwarz in der vergangenen Woche im Rahmen einer Tour durch Indien, die Philippinen und Indonesien kennengelernt hat. „StartHubs AsiaBerlin“ heißt die Roadshow, die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, dem Impact Hub Manila, der Deutsch-Indischen Handelskammer in Bangalore und der Plattform Usaha Sosial Jakarta (Plus) initiiert worden ist, um Gründer aus der deutschen Hauptstadt mit Startup-Unternehmern aus Bangalore, Manila und Jakarta zu vernetzen.

Zugang zu Märkten und Talenten

Zehn Teilnehmer aus Berlin und jeweils fünf aus den Partnerstädten diskutierten zehn Tage lang miteinander über Chancen, aber auch Hindernisse in ihren jeweiligen Märkten. Mit 326 000 Euro fördert die Senatsverwaltung das Gesamtprojekt „StartHubs AsiaBerlin“, das auch vom Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt wird. Ziel des Projekts ist, dass Startups aus den vier Städten leichter zusammenarbeiten können und jeweils besseren Zugang zu den Märkten, aber auch zu Vertrieb, Finanzierung, Forschungseinrichtungen und Talenten bekommen.

Bei der Startup-Tour haben sich auch der indonesische Investor Fajar Anugerah (l.) und Jan Goslicki, Gründer von Bitwala, ausgetauscht. Foto: Promo

Interessieren sich Startups in Asien aber überhaupt für Berlin als Gründerstadt? „Sehr sogar“, erzählt Schwarz. „Was die Startups dort vor allem reizt, ist ein Netzwerk in einen Markt hineinzuknüpfen, der schon reifer ist. Berlin hat dabei sogar einen ähnlichen Stellenwert wie das Silicon Valley.“ Aber auch die Gründer aus der Hauptstadt könnten viel von den jungen Tech-Unternehmern aus Asien lernen. „Berlin dreht sich oft um sich selbst, das macht aber auf Dauer bequem“, kritisiert Schwarz. „Deshalb würde es den Gründern hier guttun, mobiler zu arbeiten und noch globaler zu denken“, sagt Schwarz. Beeindruckt habe sie zudem, dass beispielsweise speziell in Indonesien gerade viele Frauen sehr gute Informatikkenntnisse haben und Unternehmerinnen werden wollen.

Alle in einem Boot

Nicht nur mit Gigih Rezki Septianto von der Plattform WeCare hat Schwarz eine Zusammenarbeit vereinbart. Vom 7. bis 10. Dezember soll außerdem auch ihr Startup-Boat in Mindanao vor den Philippinen ankern. Mit der Initiative bringt Schwarz kluge Köpfe aus Technologie- und Internetbranchen, Medien und Beratungsfirmen auf einem Boot zusammen, um digitale Lösungen für Flüchtlinge und ihre Helfer zu entwickeln. Derzeit ist sie beispielsweise auf der griechischen Insel Samos unterwegs, um digitale Infrastruktur in Flüchtlingscamps zu bringen und außerdem ein Inkubatorenprogramm für geflüchtete Unternehmer zu starten.

Nach der Station auf den Philippinen soll es auch im indischen Kerala ein erstes Startup-Boat geben in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Indischen Handelskammer und dem Startup Fuel a Dream, ebenfalls eine Spendenplattform für soziale Projekte. „Ohne die Reise wären diese beiden Projekte des Startup-Boats nicht so weit gekommen“, erklärt Schwarz. Auch die Senatsverwaltung für Wirtschaft zieht ein positives Fazit. Die Roadshow sei „ein weiterer Schritt zur Schaffung eines interkontinentalen Ökosystems“, sagte ein Sprecher. Im Herbst kommenden Jahres soll die Tour deshalb wiederholt werden.