Ein Würfel für Startups und Konzerne
Einen Fehler will Yaron Schwartz vermeiden, denn den haben schon so viele Startup-Gründer vor ihm gemacht: eine tolle Idee zu entwickeln, die dann am Ende aber niemand braucht. Deshalb freut sich der junge Unternehmer aus Tel Aviv, dass er in Berlin jetzt eng mit etablierten Konzernen zusammenarbeiten kann, die mit ihm an passenden Lösungen für den Markt feilen. Im „Cube“, einem sogenannten Cooperation Space am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte, 400 Quadratmeter groß, werden Startup-Gründer wie Schwartz mit traditionellen Unternehmen vernetzt.
Eintrittkarte in die Welt
Vergangene Woche ist der Cube eröffnet worden. Vorstandschef ist Torsten Oelke, zu den Gründungspartnern gehören Volkswagen, Bayer, das World Economic Forum und die Messe Berlin. Im Fokus liegen dabei die Bereiche Life Science und Digital Health, Machinery und Manufacturing sowie Infrastruktur und Konnektivität. Um Teil des Cube-Ökosystems zu werden, müssen Startups sich bewerben und qualifizieren. Einmal angenommen, werden die besten Startups zu Veranstaltungen auf der ganzen Welt eingeladen.
Daniel Hartert, Informationschef der Bayer AG, sieht in der branchenübergreifenden Vernetzung mit Startups zusätzliches Potenzial, um digitale Innovationen erfolgreich voranzutreiben: „Wir kombinieren unsere Expertise mit derer kluger Köpfe außerhalb von Bayer, um digitale Lösungen im Gesundheitsbereich zu entwickeln und Innovationen für die Agrarwirtschaft zu beschleunigen.“
Zugang zu großen Playern
Der Kontakt zwischen Cube und Yaron Schwartz mit seinem Startup Tridom ist bei einer Veranstaltung in Tel Aviv entstanden. Zwei Monate wird Schwartz jetzt im Cube zu Gast sein, mit Tridom ist er auf Mobilitätslösungen spezialisiert. Direkte finanzielle Unterstützung gibt es zwar nicht, dafür darf er die Cube-Räume in dieser Zeit kostenlos nutzen. „Was mich an dem Konzept von Cube besonders reizt, ist der direkte Zugang zu den großen Playern wie Volkswagen“, erklärt Schwartz. Auch mit anderen deutschen Unternehmen ist er bereits in Kontakt. „Ich schätze es, dass die Unternehmen hier in Berlin von Anfang an Tacheles reden“, erläutert Schwartz. „Entweder sagen sie Ja oder Nein, aber das zumindest sehr schnell, was für uns als Startup-Gründer sehr wichtig ist, denn Zeit ist für uns eine der wichtigsten Ressourcen.
Vier Mitarbeiter gehören zu seinem Team, zwei weitere will er bis Ende des Jahres einstellen – und womöglich hat er dafür bald mehr Geld als gedacht. Denn Schwartz wird an dem Startup-Wettbewerb teilnehmen, den Cube ausgeschrieben hat und der einer der höchstdotierten Startup-Preise sein dürfte: Eine Million Euro gibt es zu gewinnen.
Eine neue Berliner Messe will Industrie 4.0 greifbar machen
Acht Finalisten werden auf der Messe Cube Tech Fair im kommenden Mai vor einer Jury ihre Geschäftsideen präsentieren und um die Summe kämpfen. „Der Preis soll dem Gewinner einen hohen Grad an Unabhängigkeit verschaffen und es ihm ermöglichen, Partnerschaften mit Industrieunternehmen einfacher auszubauen“, sagt Cube-Sprecherin Katja Gross. Bewerbungen werden noch entgegengenommen. Teilnahmevoraussetzung ist allerdings, dass die Startups noch keine Mehrheitsbeteiligung durch einen großen Konzern haben.
Die Cube Tech Fair findet im Mai erstmals statt, insgesamt werden sich dort 200 Startups vorstellen. Ziel sei unter anderem, „das Thema Industrie 4.0 greifbar und erlebbar zu machen“, erklärt Dirk Hoffmann, Finanzchef der Messe Berlin. „Für uns ist dies auch ein weiterer Schritt, um neuartige Veranstaltungsformate zu entwickeln.“