Wie lange dauert das Lesen von Facebooks Datenschutzrichtlinie? 18 Minuten. Das liegt leicht über dem Durchschnitt - und ist dennoch eine Katastrophe. Screenshot Tagesspiegel von The New York Times

150 Texte denen jeder zustimmt, aber niemand liest: Datenschutzrichtlinien

Wie zugänglich sind Datenschutzrichtlinien? Und für wie viele braucht es einen Hochschulabschluss? Ausserdem die Energiewende im Vereinigten Königreich und die Proteste in Hongkong.

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. In diesem 21. Datenspiegel geht es um die Datenschutzrichtlinien der Internetkonzerne, Solarkraftwerke im Vereinigten Königreich und die Proteste in Hongkong.

150 Datenschutzrichtlinien im Vergleich

Jeder kennt sie: die Datenschutzrichtlinie, ohne deren Zustimmung kein Newsletter ins Postfach kommt, keine Bestellung aufgegeben werden kann und kein Account mehr anlegbar ist. Die New York Times hat 150 Datenschutzrichtlinien durchgelesen und miteinander verglichen. Wenn es doch so grundlegend wichtige Texte für den globalen Datenmarkt und die Verarbeitung unserer ganz persönlichen Daten sind, warum liest sie niemand?

Die Analyseergebnisse sind recht klar. Ein Grund ist die schiere Länge. Ein weiterer die Verständlichkeit. Vergleicht man die Komplexität der Richtlinien aufgrund von Faktoren wie Satzlänge und Schwierigkeitsgrad des Vokabulars mit dem Lexile-Test der Bildungsfirma Metametrics, so übertreffen in Komplexität nur wirklich herausfordernde Texte wie Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“ die Vereinbarung von Facebook. Auch andere sind nicht leichter zu lesen. Die überwiegende Mehrheit überschreitet damit Hochschulniveau.

Gerade Airbnb nutzt laut Aussage der New York Times viele vage Formulierungen, die auf Nutzerseite keine konkreten Schlussfolgerungen zulassen. Die viel kritisierte Datenschutzgrundverordnung (DSVGO) hat aber beispielsweise bei Google dazu geführt, dass nun eine besser lesbare Richtlinie vorliegt: so fordert die DSVGO in § 12 Datenschutzerklärungen in „präziser, transparenter, verständlicher und leicht zugänglicher Form in einer klaren und einfachen Sprache“. Vielleicht verstehen wir also doch irgendwann, was mit unseren Daten passiert. Es könnte ein böses Erwachen werden.

Wie das Vereinigte Königreich seine Stromversorgung umstellt

CarbonBrief.org zeigt in einer sehr schön aufbereiteten interaktiven Analyse die Veränderung der Stromerzeugung in England. Dafür wurde jedes Kraftwerk seit 2008 jährlich kartiert, vom kleinsten Solardach bis zum größten Kohlekraftwerk.

2008 stammten noch rund vier Fünftel des britischen Stroms aus Kohlekraftwerken. Aber dann begann mit dem Climate Change Act eine große Veränderung: schon heute gibt es kaum mehr Strom aus Kohle, mehr als die Hälfte des Stroms kommt nun aus kohlenstoffarmen Quellen wie Sonne und Wind, aber auch Atomkraft.

Jeder gelbe Punkt steht für ein Solarkraftwerk, in England gibt es immer mehr davon. Screenshot: Tsp von carbonbrief.org.

Eine Karte der Proteste gegen ein Auslieferungsgesetz in Hongkong

Steven Bernard hat mit Google Earth Studio eine Animation über die Entwicklung der Proteste in Hongkong Anfang Juni 2019 erstellt. Auf seiner Karte wird klar, wie sich die Proteste entwickelt haben, und welches die entscheidenden Stationen waren. Google Earth Studio ist ein relativ neues Tool. Und so zeigt dieses aktuelle Beispiele, wie örtliche Zusammenhänge in einen größeren Kontext gesetzt werden können. Der Text dazu wurde auf ft.com veröffentlicht.

Die entscheidenden Stationen der Proteste in Hongkong. Screenshot: Tsp von ft.com.