Die Süddeutsche Zeitung visualisiert anhand von Protokollen aus den Bundestagssitzungen, wie oft das deutsche Parlament über den Klimawandel und verwandte Begriffe gesprochen hat. Screenshot: Tagesspiegel von der Süddeutsche Zeitung

Datenspiegel #57: Wie der Bundestag den Klimawandel ignoriert hat

Mit dem Weltklima verändern sich auch die Debatten im Bundestag. Außerdem: Was gibt’s Neues zum Coronavirus und welche Folgen hat der Brexit für den englischen Fußball?

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. In dieser Ausgabe mit dem Klimawandel im Bundestag, dem Coronavirus und weiteren Themen.

Der Klimawandel im Bundestag

Nicht zuletzt durch die Proteste von Fridays for Future, Ende Gelände und zahlreichen anderen Gruppen ist der Klimawandel mittlerweile regelmäßig Thema in Politik, den Medien und beim Geburtstagsessen mit der Familie. Allerdings sind die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels schon länger bekannt, erste wissenschaftliche Beweise gibt es seit den 1970er Jahren. Die Süddeutsche Zeitung hat Protokolle aus über 4200 Sitzungen des deutschen Bundestages ausgewertet und zeigt, dass trotz jener wissenschaftlichen Beweise Klimafragen erst ab Ende der 1980er Jahre wirklich behandelt wurden.

Interessant ist dabei auch der Wandel der Themen. Zu Beginn ging es vor allem um nationale Angelegenheiten, beispielsweise sauren Regen und das Waldsterben. Eine globale Perspektive erhielt erst deutlich später Relevanz in den Debatten des deutschen Parlaments. Seit dem Einzug der AfD-Fraktion in den Bundestag nach der Wahl 2017 gewinnt jedoch auch das Gegenteil an Relevanz: das Leugnen des menschengemachten Klimawandels. Die Süddeutsche Zeitung will aus ihrer Datenauswertung zwar keinen konkreten Zusammenhang zwischen AfD und Klimawandelleugnung ziehen, er liegt aber nahe.

Coronavirus

Infektionskette: die ersten Fälle in Südkorea. Screenshot: Tagesspiegel von Reuters

Um das Coronavirus kommen wir leider auch in dieser Ausgabe des Datenspiegels nicht herum. Südkorea war in den vergangenen Wochen besonders betroffen. Entscheidend für die schnelle Ausbreitung des Virus in dem Land scheint dabei Patientin Nummer 31 gewesen zu sein. Reuters hat versucht, die Wege der entsprechenden Person nachzuvollziehen. Problematisch war vor allem, dass die Infizierte sich selbst nach Ausbruch von Fieber noch in der Öffentlichkeit bewegt hat. Darin dürfte einer der Gründe liegen, dass das Coronavirus in Südkorea vor allem südliche Regionen betrifft, wo sie lebt. In der Hauptstadt Seoul mit fast zehn Millionen Einwohnern ist die Zahl der erkannten Fälle bisher sehr gering.

Sehenswert ist auch eine Visualisierung des Guardian, die öffentliche Plätze vor und nach dem Ausbruch des Virus anhand von Satellitenbildern vergleicht. Gerade bei den Bildern aus Wuhan, dem Ausbruchsort des Virus, wird deutlich, welche drastischen Auswirkungen die Quarantänemaßnahmen der chinesischen Regierung haben: Gehwege sind leer, Straßen quasi gar nicht mehr befahren.

Die Übersicht des Tagesspiegel Innovation Lab bietet immer aktuelle Zahlen zum Coronavirus in Deutschland und weltweit. Screenshot: Tagesspiegel

Das Tagesspiegel Innovation Lab hat eine Übersichtsseite erstellt, auf der alle wichtigen Zahlen zum Coronavirus zu finden sind. Die Daten der Seite werden regelmäßig aktualisiert. Die Seite bietet neben einer Weltkarte und Zahlen zu allen Infizierten, Geheilten und Todesopfern weltweit auch Informationen zu den Fallzahlen in den deutschen Bundesländern und allen europäischen Ländern.

Eine spannende Darstellungsweise der New York Times erklärt derweil, warum es derzeit noch so schwer ist, verlässliche Aussagen darüber zu treffen, wie tödlich das Virus ist.

Der Brexit und die Premier League

Wie viele englische Spieler sind im Kader der Premier League-Vereine aufgestellt? Screenshot: Tagesspiegel von The Guardian

Der Brexit hat zunehmend Einfluss auf alle Bereiche des Lebens in Großbritannien. Auch die englische Premier League bleibt von den Folgen nicht verschont. Der Guardian hat sich angeschaut, was mit der englischen Fußballliga nach dem Austritt passieren könnte. Unter anderem plant die englische Football Association (FA), den englischen Spielern in den Teams mehr Einsatzzeiten zu geben als ausländischen Spielern. Zudem soll im Zuge des Brexits die Mindestanzahl an “homegrown” Spielern pro Team erhöht werden.

Die Recherche des Guardian zeigt, dass vor allem die international erfolgreichen Vereine wie Tottenham, Liverpool und Manchester City momentan mehr “non-homegrown” Spieler in ihrem Kader haben als nach der Regeländerung noch erlaubt wären. Das könnte mittel- und langfristig dem internationalen Erfolg der Liga schaden. Aktuell kommen acht der zwanzig weltweit reichsten Fußballvereine aus England. Mit den neuen Regeln könnte sich das sowie der Erfolg der Teams ändern.

Was noch spannend war

Die South China Morning Post hat sich den Wildtierhandel in China angeschaut und verschiedene Einsatzzwecke von Bestandteilen der Tiere grafisch aufbereitet.

Nur 6,4 Prozent der Straßen in Brüssel, die nach Personen benannt sind, tragen die Namen von Frauen. Und gerade einmal eine einzige Straße ist nach einer trans Person benannt. Die Seite Equal Street Names bietet darüber einen interaktiven Überblick.

Die Badischen Neuesten Nachrichten haben die öffentlichen Bäume in Karlsruhe analysiert und zeigen, dass die wenigsten davon in Zeiten des Klimawandels noch wirklich für ihren Standort geeignet sind.

Das Zeit Magazin hat die Stickstoff-Konzentration im Boden für Deutschland auf einer Karte gesammelt. Besonders schlecht sieht es dabei im Nordwesten des Landes aus.