Zweiter Streich. Der Kanadier Stewart Butterfield verkaufte einst das Fotoportal Flickr an Yahoo. 2013 gründete er dann Slack. Foto:Joel Saget/AFP

Keine Lust auf Slack

Der populäre Kommunikationsdienst Slack kauft einen Konkurrenten und macht ihn dicht. Das hat Folgen für Firmen wie Zalando.

Die meisten Menschen dürften die Nachricht kürzlich kaum registriert haben, in den IT-Abteilungen vieler Firmen sorgt sie derzeit jedoch für Aufregung: Slack kauft den Konkurrenten Hipchat und macht den Chatdienst im Februar dicht. Auch Berliner Unternehmen wie Zalando müssen nun ihre interne Kommunikation umstellen.

Slack und Hipchat sind im Kern Messenger-Programme für Unternehmen. Sie bieten die Möglichkeit, Chats, wie man sie von Whatsapp oder Instant-Messaging-Programmen kennt, professionell in Firmen einzusetzen. Statt CC-Orgien per Mail wird die Kommunikation in Gruppen gebündelt. Die Dienste boomen enorm, zunächst wurden sie in Startups zum bevorzugten Kommunikationstool, nun lösen sie auch in mehr und mehr etablierten Unternehmen E-Mails als internen Nachrichtenkanal ab. So setzen bereits 60 Prozent der Dax-Konzerne Slack ein.

Microsoft versucht, Slack auszubooten

Das sorgt nun für einen zunehmenden Wettbewerb unter den Anbietern. Facebook und Google bieten Firmen eigene Messenger, vor allem aber Microsoft versucht den Emporkömmling im Geschäft mit Bürosoftware abzuwehren. Gerade hat der Konzern in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht Slack in die Liste der Wettbewerber zu seinem Office-Software-Paket aufgenommen und damit offiziell zum Konkurrenten geadelt. Mit „Microsoft Teams“ haben die Redmonder inzwischen auch eine eigene Slack-Alternative im Angebot. Um die massiv in den Markt zu drücken, bietet Microsoft seit Kurzem kleineren Unternehmen Teams auch als kostenlose Version an.

Slack hält dagegen. Derzeit soll das Startup von Stewart Butterfield, der einst schon mit seinem Bilderdienst Flickr für Furore sorgte, dabei sein, noch einmal 400 Millionen Dollar an Kapital einzusammeln. Die Investoren würden Slack dabei wohl mit mehr als sieben Milliarden Dollar bewerten. Dabei hatte erst vor einem Jahr der Riesenfonds von Softbank 250 Millionen Dollar in die Firma gesteckt.

Einen kleinen Teil davon hat Butterfield jetzt für Hipchat ausgegeben. Der Konkurrent war bereits 2010 und damit drei Jahre vor Slack gestartet. Später übernahm ihn der australische Softwarekonzern Atlassian, bekannt für Projektmanagement-Software wie Jira, Trello oder Confluence. Doch Hipchat konnte mit dem immer populärer werdenden Slack nicht mithalten, das mehr und mehr Funktionen und Schnittstellen zu anderen Programmen integrierte. So verkaufte Atlassian nun seinen Unternehmens-Messenger und erhält dafür zudem Anteile an Slack.

Das hat Folgen: Ab Februar 2019 wird Hipchat eingestellt, innerhalb von 30 Tagen werden dann die Kundendaten gelöscht. Die Australier empfehlen ihren bisherigen Kunden den Umzug zu Slack.

Zalando hat keine Lust auf Slack

Das Berliner Sprachlern-Startup Babbel bereitet den Wechsel gerade vor. Überlegungen dazu gab es ohnehin. „Wir haben schon vor den aktuellen Neuigkeiten nach Alternativen gesucht“, sagt ein Babbel-Sprecher. Slack-Gründer Butterfield hofft, durch den Zwangsumstieg seinen Marktanteil im einstelligen Prozentbereich zu erhöhen. Ob das klappt, bleibt abzuwarten, denn längst nicht alle Hipchat-Nutzer wollen den Umzug mitmachen. So zum Beispiel Zalando, wo die Systeme nun auch schnell umgestellt werden müssen.

Doch nach Informationen des Tagesspiegels hat sich der Berliner Online-Händler gegen Slack entschieden. Auch Microsoft wird aber wohl nicht zum Zug kommen, stattdessen hat Google gute Chancen. Mit „Hangouts Chat“ hat Google im Frühjahr auch einen Slack-Konkurrenten präsentiert. Und Zalando nutzt ohnehin schon viele der Office-Alternativen aus Mountain View. „Wir schauen uns kontinuierlich neue Tools an, wie aktuell Google Chat“, bestätigt eine Zalando-Sprecherin. Die Gründe für die Slack-Absage wollte das Unternehmen nicht kommentieren.

Alternative Google?

Auch in anderen Firmen ist der Wechsel zu Slack kein Selbstläufer. „Wir werden uns das genau anschauen“, sagt Fabian Ströhle, Chef des Berliner Softwareunternehmens Classmarkets. Hier hatte Hipchat den Vorzug vor Slack bekommen, auch wegen geringerer Kosten. Nun rechnet Ströhle beim Wechsel zu Slack mit höheren Gebühren und will sich deswegen auch Google als Alternative anschauen. Bei Vodafone-Deutschland nutzen einige Abteilungen Hipchat, auch hier wird noch geprüft, welcher Dienst den Messenger künftig ersetzt. Unternehmensweit setzt der Mobilfunker auf Microsoft.

Trotz des Hypes um Slack ist der Firmen-Messenger schon früher bei bekannten Unternehmen durchgefallen. Der Fahrdienst Uber beispielsweise hatte Slack im Einsatz, die damalige Version war jedoch mit den Nachrichten der Tausenden Mitarbeiter überfordert. Daher wechselte Uber 2016 - ausgerechnet zu Hipchat. Doch auch hier beklagte das IT-Team „Programmabstürze und Ausfälle, die die Kommunikationsfähigkeit unseres Unternehmens beeinträchtigten“. So entwickelte Uber sein eigenes Kommunikationsprogramm namens uChat - es basiert auf Mattermost, einer Open-Source-Alternative zu Slack.