Die Übereinstimmung zwischen Linken und AfD ist mit 14 Prozent sehr klein. Screenshot von thueringer-allgemeine.de

Datenspiegel #40: Worin die Thüringer Parteien übereinstimmen

Die Thüringer Allgemeine hat ausgerechnet, wie groß die Übereinstimmung der verschiedenen möglichen Koalitionspartner ist.

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Dieses Mal geht es um die Wahl in Thüringen, die Gesundheit im Osten, und Ernährungssicherheit in den USA.

Die Wahl in Thüringen

In Thüringen wurde gewählt. Und es gab sowohl knappe als auch überraschende Ergebnisse. Die AfD schnitt noch stärker ab, als es viele befürchteten. Die FDP kroch mit nur fünf Stimmen noch so gerade über die fünf Prozent Hürde. Und die Bildung einer Regierungskoalition wird wohl noch eine Weile eine große Herausforderung bleiben.

Solche Wahldaten bieten das perfekte Futter für spannende Analysen. Das Interaktiv Team der Funke Mediengruppe hat sich für die Thüringer Allgemeine der Frage angenommen, welche Koalition mit den vorhandenen Ergebnissen gebildet werden könnte.

Interessant war dabei die Angabe des jeweiligen Grads der Übereinstimmung, der sich aus den Angaben zu den Wahlprogrammen im Wahl-O-Mat ergibt. Rein rechnerisch gibt es demnach sechs Konstellationen mit einer Mehrheit der Sitze im Landtag. Die meisten Kombinationen sind natürlich politisch extrem unwahrscheinlich: Eine Koalition aus Linke und AfD beispielsweise. Das zeigt auch der niedrigste Wert der Übereinstimmung in den Wahlprogrammen von gerade einmal 14 Prozent. Die derzeit gar nicht so unwahrscheinliche Minderheitsregierung aus Linke, SPD und Grüne führt auch beim Grad der Übereinstimmung mit 61 Prozent. Diesen rein theoretischen Wert erreicht aber ebenfalls eine Kombination aus AfD, CDU und FDP.

Gemeindeergebnisse und Wählerwanderung

Die Wahlergebnisse in allen Gemeinden Thüringens in einer interaktiven Karte. Screenshot: Tagesspiegel

Wir vom Innovation-Lab haben die Wahlergebnisse in den Gemeinden ausgewertet, und stellen sie in einer interaktiven Grafik dar. Dort kann für jede Gemeinde das konkrete Ergebnis angezeigt werden. Ein Zeitstrahl erlaubt darüber hinaus, die Ergebnisse mit denen vorheriger Wahlen seit der Wende zu vergleichen. Wer sich dabei das Ergebnis der Linken und deren Vorgängerparteien seit 1990 anzeigen lässt, kann den kontinuierlichen Aufstieg von 9,7 Prozent im Jahr 1990 bishin zum aktuellen Wahlergebnis von 31 Prozent verfolgen. In unserer Analyse der Wählerwanderung könnet ihr euch anschauen, welche Parteien an wen Stimmen verloren – und welche Altersgruppen besonders stark AfD oder Linke wählten.

Gesundheit im Osten

Im Osten gibt es mehr alkoholbedingte Todesfälle als im Westen. Screenshot: Tagesspiegel von Der Spiegel

Die Unterschiede zwischen Ost und West seit der Wiedervereinigung zeigt Irene Berres mit den Kollegen vom Spiegel. Bei dieser Analyse kommt genau das Gegenteil von dem heraus, was viele erwarten würden. So wollten Mediziner nach dem Mauerfall nachweisen, dass die Luftverschmutzung Allergien gefördert hatte, was sich aber nicht bewahrheitete.

Die Forschungsergebnisse ergaben, dass in den neuen Bundesländern nur sechs Prozent unter Allergien litten, in Westdeutschland hingegen knapp zwölf Prozent. Auch bei Todesfällen, die ausschließlich auf durch Alkohol bedingte Erkrankungen zurückzuführen sind, gibt es deutliche Unterschiede. Zwischen Frauen und Männern sind diese jedoch noch wesentlich größer als zwischen Ost und West.

Ernährungssicherheit in den USA

Die ungleiche Zugang zu Lebensmitteln in den Staaten der USA. Screenshot: Tagesspiegel von urban.org

Dass die soziale Absicherung in den USA weitaus schlechter ist als in Deutschland, haben wohl die meisten gehört. Was das aber konkret bedeutet, zeigt das Urban Institute auf. In deren interaktiver Grafik lässt sich die Ernährungssicherheit in Kombination mit anderen Risikofaktoren anzeigen.

In den südöstlichen Staaten Arkansas, Lousisana und Georgia kommt beispielsweise häufig eine niedrige Ernährungssicherheit zusammen mit hohen Wohnkosten vor. Noch schlimmer ist dieser Effekt an einem Ostküstenstreifen in Kalifornien. Ein Hinweis zum Benutzen der Grafik: Die entsprechenden Daten werden nur angezeigt, wenn eine entsprechende Auswahl getroffen wird.

Der Siegeszug der Studentinnen

Inzwischen beginnen mehr Frauen als Männer ein Studium. Screenshot: Tagesspiegel von ZEIT Campus Online

Die Zahl der Studienanfänger steigt seit Jahren an. Noch stärker steigt allerdings die Zahl der Studienanfängerinnen: Inzwischen schreiben sich mehr Studentinnen als Studenten an den Unis ein. Die Zahlen des statistischen Bundesamtes dazu hat ZEIT Campus ausgewertet. 222.951 Frauen begannen im Herbst 2018 erstmals ein Studium – mehr als 50 Prozent. 1965 waren noch 75 Prozent der Erstsemester männlich.

Doch nicht nur das Verhältnis der Geschlechter ist seit Ende der Neunziger fast ausgewogen. Auch die Fächerwahl verändert sich inzwischen: 1998 gab es beispielsweise in der Architektur noch mehr Männer als Frauen, dieses Verhältnis hat sich mit der Zeit umgekehrt. Aber nicht nur hier haben Frauen Frauen die Männer überholt, auch in den Fächern Raumplanung, Umweltschutz und Theologie. Einige Herausforderungen bleiben aber noch. So brechen weitaus mehr Frauen das Studium komplett ab, wenn sie ein Kind bekommen. Männer tun das seltener, wenn sie Vater werden.

Und sonst?

Warum ziehen junge Menschen in die Stadt? Und warum bleiben die Alten zurück? Mit der Frage beschäftigt sich das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in der Studie Berlin Calling - Internal Migration in Germany, die der Spiegel visualisiert hat. Dabei stellt sich heraus, dass sich die demografische Ungleichheit in Deutschland durch die Umzugsentscheidungen immer noch weiter vergrößert.

77 Fragen zum Schlaf hat der Tagesanzeiger gestellt – und beantwortet (€). Wer also schon immer einmal Fragen zu den Themen Träumen, Schlafstörungen oder Schnarchen hatte, oder etwas für gutes Schlafen tun möchte, der wird in dem Kompendium aus vielen Illustrationen sicher fündig.

Gerade nach Wahltagen werden wir oft dazu verleitet zu glauben, dass es zwischen Umfragen und Wahlergebnissen doch große Unterschiede gibt. Dass diese aber gar nicht so groß sind, berichtet die Süddeutsche in ihrer Datengeschichte. Ab 100 Tage vor den Wahlen nimmt die Zuverlässigkeit der Umfragen dabei deutlich zu. Einen Monat vor der Wahl sinkt die mittlere Abweichung zum Wahlergebnis sogar auf etwa zwei Prozent.