Datenspiegel #55: Alle rechtsextremen Gewalttaten seit 2010
Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Dieses Mal mit einer Betrachtung von rechtsextremer Gewalt in Deutschland, einem Blick in die USA und Daten zu Airbnb-Wohnungen.
Rechtsextreme Gewalttaten in Deutschland
Seit dem rechtsextremen Terroranschlag in Hanau am vergangenen Mittwoch diskutiert die deutsche Politik, Medien und die Zivilgesellschaft wieder verstärkt über das Gefahrenpotential von Rechtsextremen in Deutschland. Zeit Online hat zur Verdeutlichung dieser Gefahr die Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund der letzten zehn Jahre gesammelt und auf einer Überblickskarte aufbereitet.
In den letzten zehn Jahren kommen zwanzig dokumentierte Taten zusammen. Unklar bleibt dabei die Dunkelziffer. Erschreckend interessant zu sehen ist, dass die Urteile nach vielen Taten oft nicht von rassistisch motivierten Taten ausgehen – teilweise entgegen wissenschaftlichen Gutachten. Erst in den letzten Jahren werden Taten immer häufiger als rassistisch oder rechtsextrem motiviert kategorisiert und entsprechend verhandelt.
Ein Zwischenstand der US-Vorwahlen
Nachdem wir bereits in den letzten Ausgaben des Datenspiegels über die Wahlanalysen zu den Vorwahlen der US-Demokraten geschrieben haben, gibt es inzwischen immer mehr Ergebnisse. Inzwischen wurde bereits in drei Staaten abgestimmt, noch 54 weitere Abstimmungen stehen an, bevor die Gegnerin oder der Gegner von Donald Trump für die Präsidentschaftswahl im November feststeht. Spätestens am 3. März, wenn beim sogenannten Super-Tuesday in sechzehn Bundesstaaten abgestimmt wird, kann man über den Prozess und den aktuellen Zwischenstand den Überblick verlieren.
Dagegen hilft eine Übersichtsseite von Reuters, die nicht nur die aktuelle Verteilung von Delegierten auf die Kandidierenden anzeigt, sondern zusätzlich detailliert über den Ausgang der Wahlen in den einzelnen Bundesstaaten informiert.
Klimaschutz wird zum wahlentscheidenden Thema in den USA
Eine Untersuchung des Pew Research Centers wirft ebenfalls neues Licht auf die US-Wahl. In diesem Fall allerdings auf diese Prioritäten der Wählenden. Die New York Times hat die Analysen aufbereitet. Demnach wurde der Klimawandel den Menschen seit 2004 immer wichtiger, wenngleich in verschiedenen Wellen. Sie werten es inzwischen als eines der wichtigsten Anliegen, mit denen der Präsident sich auseinandersetzen sollte.
Zwischen den Lagern der beiden großen Parteien sind die Meinungen jedoch sehr unterschiedlich: Während 78 Prozent der Demokratinnen und Demokraten den Klimawandel stärker thematisiert sehen wollen, ist das nur bei rund 20 Prozent der Republikanerinnen und Republikaner der Fall. In Trumps Wählerschaft dominieren hingegen weiterhin die Themen Militär, Migration und Terrorismus.
Das Ergebnis der Bürgerschaftswahl in Hamburg
Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg hat die SPD gezeigt, dass sie noch Wahlen gewinnen kann. Wie Zeit Online zeigt, ist Hamburg dabei eine geteilte Stadt: In den Wahllokalen in der Mitte der Stadt wird mehrheitlich grün gewählt, die Außenbezirke werden hingegen fast durchweg von der SPD dominiert. Eine Grafik des Tagesspiegel Innovation Labs zeigt die Wählerwanderung zwischen den einzelnen Lagern. Großer Gewinner sind dabei die Grünen, die vor allem dem Koalitionspartner SPD zahlreiche Stimmen abnehmen konnten.
Was noch spannend war
Verdrängung durch Gentrifizierung ist weltweit in den meisten großen Städten ein zunehmendes Problem. Eine Konsequenz davon ist, dass die verschiedenen Bevölkerungsgruppen häufig unterschiedliche Orte besuchen. In dem Hipster-Café nebenan mit den leckeren Croissants sitzen eher die Hipster, die ihren Latte Macchiato gern mit Sojamilch trinken. So zumindest mein persönliches Gefühl. Bestätigt wird die subjektive Wahrnehmung jetzt durch den Atlas of Inequality des MIT, wobei die untersuchten Daten aus elf US-amerikanischen Städten stammen. Anhand von Statistikern aus der Data for Good-Initiative wurden die Teilnehmenden entsprechend ihres Einkommens in vier Kategorien eingeteilt. Mit einer Liste von 30.000 Orten, zum Beispiel Cafés, Restaurants oder Museen, wurde dann erhoben, wie groß der Anteil der jeweiligen Einkommensgruppen in den entsprechenden Orten war.
Am Rosenmontag darf natürlich auch die fünfte Jahreszeit im Datenspiegel nicht fehlen. Fabian Gündel vom Datawrapper-Blog hat eine passende Grafik im Angebot. Auf einer Deutschlandkarte zeigt er die zwölf größten Karnevalsumzüge mit entsprechend großen Kreisen sowie den lokalen Karnevals-Gruß.
Der Guardian hat untersucht, wie sich der Anteil von Airbnb-Wohnungen im Vergleich zu anderen Wohnungen verhält. Die Analyse zeigt, dass beispielsweise im historischen Teil von Edinburgh nahezu jede dritte Wohnung über die Online-Plattform vermietet und so dem herkömmlichen Mietmarkt entzogen wird. Im gesamten Gebiet Großbritanniens werden inzwischen 0,8 Prozent aller Wohnungen über Airbnb vermietet.
Die Statistikbehörde der belgischen Region Flandern hat auf einer eigenen Webseite damit begonnen, ihre Statistiken öffentlich zugänglich zu machen. Das Ziel ist dabei, die gesammelten Daten in einer Form aufzubereiten, die auch für Menschen ohne Statistik-Kenntnisse verständlich und lesenswert ist. Wer wollte nicht schon immer wissen, dass in Flandern auf 6,6 Millionen Menschen über 41 Millionen Geflügeltiere kommen?
Am 6. Februar 2020 wurden mit 18,3 Grad Celsius in der Antarktis die höchsten Temperaturen seit Wetteraufzeichnung gemessen. Bilder der NASA zeigen jetzt, welchen Einfluss diese Temperaturen auf die dortige Umwelt haben. Auf Eagle Island ist deutlich zu sehen, dass sich aus dem Schmelzwasser des Eises sogar kleine Seen bilden. Das deutet auf eine sehr hohe Schmelzgeschwindigkeit hin.