Die Weltmeere haben sich in Folge des Klimawandels in den letzten Jahrzehnten stark erwärmt. Screenshot: Tagesspiegel von Zeit Online

Datenspiegel #54: Die Meere werden immer wärmer – und das ist ein Problem

Nie waren die Meere wärmer. Zeit Online zeigt, wie das mit dem Klimawandel zusammenhängt. Die spannensten Datengeschichten der Woche.

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Dieses Mal mit immer wärmer werdenden Meeren, der Frage ob ökonomische Ungleichheit gerecht ist und einer besonderen Literaturanalyse.

Wasser und Wärme

Durch den Klimawandel erhitzen sich nicht nur die Landmassen der Erde. Laut einer neuen Studie werden sogar bis zu 93 Prozent der Strahlungsenergie der Sonne von den Weltmeeren absorbiert. Zeit Online hat die Ergebnisse der Wissenschaftler sehr anschaulich aufbereitet und zeigt, wo und wieviel sich die Meere in den letzten 80 Jahren erhitzt haben.

Besonders spannend zeigt die Analyse, welche Auswirkungen die Temperaturänderungen unterhalb des Meeresspiegels haben. Bis in große Tiefen sind Tiere und Pflanzen von plötzlichen Schwankungen bedroht. Gleichzeitig ist das wärmere Wasser eine potentielle Quelle von Hurrikanen.

Gute Grafiken beleuchten zudem, wie sich durch Strömungen besonders warme (und gefährliche) Bereiche im Meer bilden – und wie die Wärme langsam in immer weitere Tiefen vordringt. Unbedingt lesen!

Geld und Gerechtigkeit

Je nach Land halten unterschiedlich viele Menschen die wirtschaftliche Ungleichheit für ungerecht. In Deutschland sind es 66 Prozent. Screenshot: Tagesspiegel von The Upshot

Dass die Einkommen weit auseinandergehen ist bekannt. Aber halten die Menschen das für gerecht? Wenn ja, warum? Und würden sie mehr umverteilen, wenn sie die Wahl hätten? Für das Webmagazin The Upshot der New York Times schreibt der Chefökonom von Gallup Jonathan Rothwell über Antworten auf diese Fragen. Er hat sie aus den jährlichen Umfragen von Gallup, einem der größten Meinungsforschungsinstitute der Welt.

Demnach wird die die ökonomische Ungleichheit im eigenen Land global sehr unterschiedlich bewertet: Während in Japan weniger als ein Drittel wirtschaftliche Ungleichheit für ungerecht halten, sind es in Afghanistan 97 Prozent der Befragten. Auch nach den Gründen für und gegen eine solche Einschätzung wurde gefragt. Viele glauben, dass ein hohes Einkommen vom familiären Stand herrührt. Andererseits wird angenommen, dass Menschen mit hohem Einkommen bereit sind, mehr Risiken einzugehen. Unterm Strich fordert global eine satte Mehrheit von 79 Prozent, dass ihre Regierung gegen die Ungleichheit vorgeht.

Besonders interessant: Für den Artikel hat der Autor auch noch mal einen separaten Blick auf die Trump-Unterstützer geworfen. Nur etwa ein Viertel von ihnen hält Ungleichheit für ein Problem. Überraschenderweise beeinflusst diese Einschätzung aber nicht das eigene Gerechtigkeitsempfinden. In einem Experiment von Wissenschaftlern der Norwegischen Handelshochschule waren sie genauso häufig bereit, eine Lohnerhöhung mit ihren Kolleginnen zu teilen, wie der Rest der US-Amerikaner. Zur Auswertung.

Raum und Romane

Die meisten Bücher spielen dort, wo ihre Autoren leben. Screenshot: Tagesspiegel von The Pudding

Nun zum Kulturteil: Die New Yorker Grafik-Hipster von The Pudding liefern diese Woche eine sehr besondere Literaturanalyse. Sie geht aus von den 100 besten Büchern seit 1900 laut der Webseite The Greatest Books. Für diese Bücher fragen sie: Wo spielt die Handlung? An fernen Orten, die die Autoren möglicherweise nie gesehen haben? Oder am Wohnort der Autoren?

Um die Unterschiede herauszuarbeiten, zeigt das interaktive Stück für alle Werke die Distanz zwischen Spielort der Handlung und Wohnort des Autors. Soviel vorweg: nur Roberto Bolano und John Updike nähern sich der 1000-Meilen-Marke. Vier deutschsprachige Bücher finden sich ebenfalls in der Liste: Berlin Alexanderplatz, Der Zauberberg, die Blechtrommel und die Buddenbrooks. Wer errät, wie weit entfernt vom Wohnort der Autoren sie spielen? Zur Antwort.

Was noch spannend war

Wie lange muss man in den Europäischen Metropolen zur Arbeit pendeln? Und wie unterscheidet sich diese Zeit vom jeweiligen Landesdurchschnitt? Das hat die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound) in einer Studie erhoben. Berlin und Deutschland bewegen sich im Mittelfeld.

Von vorletzter Woche, aber trotzdem noch sehr lesenswert: Nach dem Skandal um Clearview wollte der Schweizer SRF wissen, wie schwer es ist, ein System zur Gesichtserkennung zu entwickeln und was sich damit über Personen herausfinden lässt. Als Experiment hat die Redaktion deshalb die nötige Software selbst entwickelt und dann die Gesichter aller Kandidierenden der eidgenössischen Wahlen 2019 mit Bildern öffentlicher Großveranstaltungen abgeglichen.

Immer wieder stößt man in den Nachrichten auf Größenangaben von Flächen, die die Vorstellungskraft der meisten Menschen sprengen – zum Beispiel die Fläche der Brände in Australien. Um sich schnell ein Bild von solchen Angaben zu schaffen, hat der talentierte Datenbastler Hans Hack ein praktisches Tool veröffentlicht, das die entsprechende Fläche als Kreis oder Quadrat auf einer Karte anzeigt – wo immer man möchte.

Durch die Buschbrände sind in Australien große Teile von Gebieten vernichtet worden, die von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurden. Der Guardian berichtet.

Während die Nachfolge von Jeremy Corbyn als Vorsitzender der Labour Party noch ungeklärt ist, hat die BBC die letzten 100 Jahre der Partei analysiert und erklärt mit Grafiken der historischen Wahlergebnisse die wechselhafte Geschichte der Partei.

Auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, das vor Japan liegt und unter Quarantäne gestellt ist, sind inzwischen über 300 Personen positiv auf das neue Coronavirus getestet worden. Die South China Morning Post zeichnet die Fahrt des Schiffes nach und gibt mit Zeichnungen des Schiffsaufbaus eine Vorstellung von der Situation an Bord. Einen Bericht eines deutschen Passagiers hat der Tagesspiegel hier veröffentlicht.