Datenspiegel #51: Woher das neue Coronavirus kommt
Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Dieses Mal mit Informationen zum Wuhan-Virus, einem Staudamm am Nil und Tieren die von den Bränden in Australien bedroht sind.
Der Ausbruch des neuen Coronavirus in Grafiken
Das neue Coronavirus 2019-nCoV, das Ende letzten Jahres in der chinesischen Stadt Wuhan ausgebrochen ist, breitet sich immer weiter aus. Aktuell sind 3000 Infizierte und 80 Tote eindeutig erfasst. Erste Experten sprechen aber schon von bis zu 100.000 Infizierten.
Viele internationale Medien haben den Verlauf der Epidemie grafisch aufbereitet, und die wichtigsten Informationen zum Virus zusammengetragen.
Die South China Morning Post liefert sehr gute Karten und Grafiken zum Ausbruch in der Elf-Millionen-Stadt Wuhan. Es wird vermutet, dass das Virus erstmals auf einem Fischmarkt von Tieren auf den Menschen übertragen wurde. Interessant ist, dass die chinesische Regierung wesentlich schneller reagierte als bei der SARS-Epidemie 2003. Die Maßnahmen sind teils radikal. Wuhan und weitere Städte wurden zum Teil komplett vom öffentlichen Verkehr abgetrennt. Eine Karte dazu findet sich bei CNN.
Ebenfalls lesens- und anschauenswert: Die New York Times hat zum Virus FAQs zusammengestellt. Und die Washington Post informiert zur Ausbreitung auf Karten in einer Story im Instagram-Stil.
Der Nil zwischen Wasserversorgung und Energieproduktion
Wasserkraft macht einen Großteil der weltweit produzierten erneuerbaren Energie aus. Doch die Errichtung von Staudämmen hat oft enorme Auswirkungen auf die Gebiete flussabwärts – und damit auf die Ökologie und die Landwirtschaft in jenen Gegenden.
Das AJ-Labs-Team von Al Jazeera hat sich in dem umfangreichen Stück „Saving the Nile” mit der Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre auseinandergesetzt. Der Bau des Kraftwerks am Blauen Nil in Äthiopien hat 2011 begonnen. Es soll in den nächsten Jahren fertiggestellt werden. Die Befüllung soll jedoch noch dieses Jahr starten.
Wie die Folgen für die umliegenden Gebiete ausfallen, hängt besonders davon ab, wie schnell oder langsam der Bereich vor dem Damm geflutet wird. Mit einer Vielzahl von Darstellungen werden die Folgen der verschiedener möglichen Befüllungszeiträume visualisiert und ihre Folgen vor Allem für das ägyptische Nildelta erörtert. Ganz nebenbei lernt man dabei jede Menge Fakten zum längsten Fluss der Erde, insbesondere auch zur Geschichte seiner Nutzung. Die wesentlichen Abkommen zur Wassernutzung in der Region wurden beispielsweise noch mit Großbritannien als Kolonialmacht verhandelt.
Welche Arten von den Buschbränden in Australien gefährdet sind
In den letzten Ausgaben des Datenspiegels haben wir bereits mehrere internationale Artikel vorgestellt, die sich mit dem unglaublichen Ausmaß der Buschbrände in Australien befasst haben. Dabei ging es meist um das Ausmaß und den Ablauf der Katastrophe. Doch welche Auswirkungen haben die Feuer auf das Ökosystem?
Reuters berichtet mit auf Basis von Informationen des WWF und der International Union for Conservation of Nature über die Tierarten, deren Lebensräume besonders von den Bränden gefährdet sind.
Mediale Aufmerksamkeit hat etwa der Abwurf von Karotten erhalten, mit dem die australische Regierung das Überleben von Kängurus sichern wollte. Aber auch circa 30 Prozent des Habitats der Koalas im Bundesstaat New South Wales könnten verloren sein.
Besonders drastisch ist die Lage für die „Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmaus“: Sie ist nur auf der Känguru-Insel im Süden Australiens beheimatet, und mit einer Populationsgröße von etwa 500 Exemplaren vom Aussterben bedroht. Ihr winziges Habitat wurde komplett von den Feuern zerstört.
In eigener Sache: 75 Jahre Befreiung von Auschwitz
Vor genau 75 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Was sie dort sehen mussten, entbehrte ihrer Vorstellungskraft. Denn die deutsche Vernichtungsmaschine hatte es lange geschafft, dass keine Bilder aus den Lagern an die Öffentlichkeit gelangten. Mit der Befreiung nahm die Shoah endlich ihr Ende.
Das Erinnern an das unfassbare Verbrechen sollte hingegen niemals ein Ende nehmen. Denn alle Deutschen machten sich mitschuldig an den grauenhaften Taten – und sei es nur, weil sie dazu geschwiegen haben.
Zum 75. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung hat der Tagesspiegel einen speziellen Sonderteil veröffentlicht. Und wir haben zwei digitale Geschichten produziert:
Der Fotograf Martin Schoeller hat 75 Menschen fotografiert, die den Holocaust überlebt haben. Das Projekt mit dem Namen Survivors fand in den Räumen von Yad Vashem in Jerusalem statt. Wir dürfen einige seiner Fotos exklusiv zeigen und haben den Fotografen getroffen. Hier findet ihr die Bilder.
Doch wie kann man es nun schaffen, dass Gedenken lebendig zu halten, sodass so ein Sterben nie wieder passiert? Neben den großen institutionellen Gedenkorten in Berlin finden sich immer wieder Menschen zusammen, die auch dezentral im Straßenbild erinnern wollen. Dank solcher Initiativen gibt es inzwischen tausende Stolpersteine vor den ehemaligen Wohnorten von Deportierten. Es gibt aber auch zahlreiche kleine Gedenkorte, -Tafeln und Denkmäler in der Stadt. So, dass einem der Holocaust auch im Alltag begegnet. Leider sind viele dieser Orte und Initiativen nur wenig bekannt. Das Tagesspiegel Innovation Lab und die Tagesspiegel-Bezirksnewsletter Leute sammeln solche Orte deshalb und zeigen sie alle auf einer interaktiven Karte. Dort sind außerdem alle bekannten Stolpersteine in Berlin verzeichnet, da die Initiative Stolpersteine Berlin so freundlich war, ihre Datenbank zur Verfügung zu stellen. Beides findet sich HIER.
Was sonst noch spannend war
Bloomberg Green ist neues Dashboard mit vielen aktuellen Zahlen zum Klimawandel. Zu jeder gibt es einen zeitlichen Verlauf, und es wird erklärt, warum sie wichtig ist.
Wie verbringen die Briten ihre Wochenenden? Die Financial Times weiß Bescheid! (Grafik auf Twitter)
Letzte Woche fand das diesjährige World Economic Forum in Davos statt. Reuters hat analysiert, wie sich die geladenen Gäste demographisch zusammensetzen.
Update 1: Es ist Januar – und damit Grippezeit. Wie bereits im letzten Jahr erlaubt der Grippe-Monitor des Interaktiv-Teams den Verlauf der aktuellen Grippe-Welle zu verfolgen und mit den Vorjahren zu vergleichen.
Update 2: Schon seit 2015 sammelt die Washington Post alle Fälle von US-Amerikanern die von Polizisten erschossen worden in einer Datenbank. Die neuen Zahlen für 2019 liegen jetzt vor: 924 Menschen wurden im letzten Jahr getötet.
Wer kommt nach Corbyn? Der Guardian hält auf dem Laufenden, wer im Rennen um den Labour-Vorsitz führt.
Schon den Jahresurlaub geplant? Wenn nicht lohnt sich vielleicht ein Blick auf die Karten des Projekts „Night Trains“ von Jug Cerovic, mit den Nachtzugverbindungen auf allen Kontinenten.
Was ist seit der eigenen Geburt in der Welt passiert? Neal Agarwal’s „Life Stats“ trägt einige Fakten zusammen.
Heute jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 75. Mal. Der Economist hat Daten von Yad Vashem visualisiert und zeigt, woher die Opfer kamen.