Das Thema Internet wird immerhin debattiert, auch wenn sich nicht so viel ändert. Screenshot: Tagesspiegel von Zeit Online

Datenspiegel #34: Der Bundestag in 200 Millionen Wörtern

Millionen Wörter aus den Bundestagssitzungen verraten, worüber debattiert wird. Außerdem: Der Konflikt im Südsudan und Überschwemmungen entlang des Mississippi.

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Dieses Mal mit einer Suchmaske für alle Sitzungsprotokolle in der Geschichte des deutschen Bundestages, dem Leid der Bevölkerung im Südsudan und Wassermassen im Mississippi.

Suchmaske für Adenauer bis Merkel

200 Millionen Wörter. So viel haben die Stenografen seit Gründung der BRD in Plenarsitzungen des deutschen Bundestages mitgeschrieben. Die Protokolle sind ein einzigartiger Datensatz, der die gesamte Geschichte der politischen, parlamentarischen Debatte erst in West- und schließlich im vereinten Deutschland nachzeichnet. Zeit Online hat diesen unlesbaren Berg an Wörtern aufbereitet, analysiert und in eine hübsche Suchmaschine gesteckt. Nun kann jeder selbst nachvollziehen, wie oft im Bundestag seit 1949 etwa über Geld, Wirtschaft, Emanzipation oder Flüchtlinge geredet wurde.

Aufbauend auf diesem Datenschatz startet Zeit Online außerdem die Reihe Bundeswörter, in der verschiedene Aspekte genauer betrachtet werden.

Doch nicht nur Wörter, sondern auch Personen zählen und werden zählbar gemacht: Die demografische Entwicklung der Kandidaten für das Schweizer Parlament und das neue Kabinett um Ursula von der Leyen wurden vergangene Woche durchleuchtet.

Krieg auf dem Rücken der Bevölkerung

Fast 2,5 Millionen Menschen sind vor dem Konflikt in benachbarte Länder geflohen. Screenshot TSP von Al Jazeera.

Al Jazeera Interaktiv hat den schwelenden Konflikt im jungen Staat Südsudan unter die Lupe genommen. Genauer: Wie die Bevölkerung unter dem Bürgerkrieg leidet.

Dafür wurden 35.000 zufällige Telefonnummern im Südsudan angerufen um an eine automatisierte Telefonumfrage durchzuführen. Den gesamten Fragenkatalog beantworteten 405 Menschen. Über 40 Prozent gaben an, seit dem Start des Konflikts 2013 aus ihrem Zuhause vertrieben worden zu sein.

Anhand von Einzelschicksalen, statistischen Auswertungen und Satellitenbildern wird das gesamte Ausmaß des Konfliktes begreiflicher und macht deutlich: Auch wenn die Konfliktparteien um Präsidenten Salva Kiir Mayardit und den ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar daran arbeiten, den Konflikt beizulegen, wird dies extrem schwierig. Denn oft ist das Zuhause der Vertriebenen entweder zerstört oder wird nun von anderen Menschen bewohnt. Das könnte neue Konflikte schüren.

Der Fluss und das Klima

In diesem Ort dauerte die Überschwemmung fast ein halbes Jahr. Screenshot TSP von New York Times.

Das diesjährige Mississippi-Hochwasser war vielerorts das stärkste der vergangenen 20 Jahre. Mithilfe von Satellitendaten, Algorithmen und interaktiven Karten veranschaulicht die New York Times die Ausmaße der Flut, die sich über den kompletten Mittleren Westen der USA zieht.

Der Klimawandel ist eine der Ursachen für dieses Naturphänomen, bei dem neben Wasser auch Umweltgifte und Dünger ins Meer gespült werden, wodurch das maritime Leben stirbt. Nach offiziellen Schätzungen wird dieses Jahr die “Todeszone” im Golf von Mexiko über 20.000 Quadratkilometer groß sein.

Und sonst?

Welche vegane Alternative zu Kuhmilch hat den kleinsten ökologischen Fußabdruck? Und welche Variante mögen die Deutschen am liebsten? Die Antwort finden Sie im Datawrapper-Blog.

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Wohin fliegen die Hamburger? Und sollten sie dafür nicht lieber die Bahn nehmen? Antworten auf diese und andere Fragen gibt es hier. Und was passiert eigentlich, wenn ein Pilot ein UFO sieht?