Viele Freundinnen sind viel wert
93 Prozent aller Menschen weltweit teilen persönliche Daten online, 44 Prozent sogar öffentlich. Das zeigt eine Studie des Sicherheitsdienstleisters Kaspersky. Was einige als das Ende des Privaten sehen, ist für andere ein neues Einkommensmodell. Wer genug Follower auf Instagram, Facebook, Twitter, Pinterest oder Snapchat hat, kann damit Geld verdienen. „Influencer Marketing“ nennt sich das. Nutzer werden dafür bezahlt, dass sie in Sozialen Netzwerken auf ihrer persönlichen Seite Werbung für Produkte machen.
Marktwert Glaubwürdigkeit
Als größten Vorteil nennt Tim Sausen vom Bundesverband Digitale Wirtschaft in Berlin die Glaubwürdigkeit: „Das ist letztlich wie eine persönliche Empfehlung.“ Wenn die beste Freundin auf ihrem Selfie auf Instagram ein neues Kleid trägt, interessiert es viele Nutzer mehr, als wenn das ein anonymes Modell tut. Also lohnt sich Influencer-Marketing für Firmen zunehmend, anstatt nur weitgestreute Online-Werbung zu schalten. Wenn die Nutzer zudem in gewissen Kreisen bekannt sind, egal ob als Surfer bei Wettkämpfen oder als Comedian auf Youtube, können sie schnell zum Rollenmodell für ihre Follower werden. Was sie haben, hätten ihre Fans auch gerne. Das Prinzip ist alt. Aber Social Media ermöglicht es, diese Werbeformen automatisiert in großem Maßstab zu fahren.
IndaHash, einer der größten Anbieter solcher Kampagnen mit Büros in Berlin, Warschau und London, hat nun eine weltweite Befragung durchgeführt, wie Influencer ticken. 250 000 Nutzer sind bei IndaHash angemeldet, 2285 davon wurden befragt. Die Plattform hat in Deutschland nach eigenen Angaben bislang mehr als 100 Kampagnen durchgeführt, unter anderem für die Deutsche Bahn, Actimel, Milka und McDonald’s.
64 Prozent der Influencer sehen es als ihren Beruf
Ein erstaunliches Ergebnis der Untersuchung: 68 Prozent der Influencer sind HobbywerberINNEN. Sie posten zudem durchschnittlich mehr und häufiger als ihre männlichen Kollegen. 89 Prozent von ihnen gaben an, sich mehrere Stunden am Tag mit ihren Posts zu beschäftigen. Das passt zu einem anderen Ergebnis der Studie: 64 Prozent der Influencer sehen das nicht als Hobby, sondern als Beruf. Die Mehrheit sieht sich gar als Konkurrenz zu klassischen Medien. Während die befragten Frauen den Großteil der neuen Werber bilden, gibt es unter Männern mehr Youtuber. Auch Erklärvideos von Produkten werden von Männern lieber fabriziert. Viele Frauen bevorzugen Selfies und Reiseaufnahmen. Die Influencer sind auch kein reines Großstadtphänomen mehr. 26,5 Prozent der deutschen Influencer leben in Dörfern und Kleinstädten.
Um der zunehmenden Professionalisierung der individualistischen Werber gerecht zu werden, plant der Bundesverband Digitale Wirtschaft nun den „Influencer Day“. Er soll im Herbst in Berlin stattfinden.