Seit 1881 haben sich die Temperaturen in Deutschland verändert. Grafik: Ed Hawkins

Die besten Darstellungen des Klimawandels

Immer mehr Visualisierungen zeigen den Klimawandel. Die FH Potsdam hat nun einen Preis dafür vergeben.

Nicht viele Infografiken schaffen es auf eine Straßenbahn. Ganz im Gegenteil zu den „Warming Stripes“, einer Infografik, die der Klimawissenschafter Ed Hawkins entwarf. Nachdem er sie Anfang des Jahres veröffentlichte, ging sie international viral.

Ende August dann erschien der rot-blaue Strichcode bei einem Auftritt der Band Enter Shikari auf dem Reading Festival. Im September druckten die Verkehrsbetriebe in Freiburg die Streifen auf die Klimaschutzstraßenbahn. Die Warming Stripes zeigen, wie sich die Jahresdurchschnittstempertaturen global verändert haben. Jeder Streifen stellt ein Jahr da, Blautöne symbolisieren die kühleren Jahre, Rottöne die heißeren Jahre. Das Ergebnis: Immer häufiger gibt es immer rotere Streifen. Es wird heißer.

Neue Sichtweisen gesucht

Inzwischen gibt es die Strichcodes für zahlreiche Länder und Städte. Heute hat er den Visualisierungswettbewerb „Vis for Future“ des UCLAB der Fachhochschule Potsdam in der Kategorie „Wissenschaft“ gewonnen. Die Forscher hatten anlässlich der weltweiten Klimaproteste von 20. bis 27. September den Wettbewerb ausgerufen, der innovative und verständliche Visualisierungen des Klimawandels auszeichnen sollte.

50 Projekte erhielt eine Jury aus Wissenschaft, Journalismus, Kreativwirtschaft und Zivilgesellschaft zur Begutachtung, um dann drei Projekte in drei Kategorien auszuzeichnen. „Ob global oder lokal - die Klimastreifen haben es geschafft, durch ihr innovatives, minimalistisches Design eine Wirkung zu entfalten und eine immer noch dringende Botschaft anschaulich zu vermitteln“, hieß aus der Jury zu Hawkins „Wärmesteifen“. Der Wissenschaftler arbeitet am National Centre for Atmospheric Science und ist Professor an der University of Reading, Vereinigtes Königreich.

33 Visualisierungen gibt es zum Ausmalen. Foto: Ellery Studio

Ausgezeichnet wurde auch ein Malbuch der Berliner Designagentur „Ellery Studio“. „The Infographic Energy Transition Coloring Book“, ein Infografik-Ausmalbuch zur Energiewende entstand in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Berlin ansässigen Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität. „Es gibt keinen besseren Weg, um Kinder für den Klimawandel zu engagieren, als sie in den Grafiken zeichnen zu lassen“, hieß es von der Jury. Beim Ausmalen der 33 Infografiken können sicher Erwachsene auch noch einiges dazulernen. In der dritten Auflage soll sich eine weitere Doppelseite mit den FridaysforFuture-Demonstrationen befassen. Bisher hieß die letzte Seite noch ganz abstrakt “from small actions to global movements” (Von kleinen Aktionen zu großen Bewegungen). „Wir konnten uns damals gar nicht ausmalen, wie sehr Fridays for Future das verwirklicht“, sagt Ellery-Geschäftsführer Bernd Riedel.

Unter den journalistischen Einreichungen konnte ein Artikel des Guardian die Jury überzeugen. Bereits im Jahr 2017 erschien „The three-degree world: the cities that will be drowned by global warming”, auf deutsch „Die Drei-Grad-Welt: Welche Städte durch die globale Erwärmung überschwemmt werden“. Die Analyse erschien 2017, Jahre bevor viele andere Medien begannen, regelmäßig Diagramme zu den Folgen des Klimawandels veröffentlichten. Josh Holder, Niko Kommenda und Jonathan Watts beschreiben darin mit Hilfe von Karten die Auswirkungen, die der steigende Meeresspiegel für Städte hat, die an der Küste liegen. So wären in Shanghai in China 17,5 Millionen Menschen betroffen. Die Stadt ist durch den Klimawandel eine der verwundbarsten Städte der Welt.

Nicht nur für Wissenschaftler

Die Karten zeigen, wie wichtig Datenvisualisierungen für Journalisten sind, um den Klimawandel überhaupt greifbar zu machen. Aber seine Dramatik wird jedem bewusst, wenn die Karte zeigt, wie viel von der Fläche ihrer Heimatstadt betroffen wäre.

Wer Daten in Grafiken verwandelt, zeichnet ein mächtiges Bild. Bis vor wenigen Jahren waren Klimadiagramme gut versteckt in wissenschaftlichen Berichten. Umso besser, dass diese nun in unseren Alltag drängen und dort eine Chance haben, Wirkung entfalten. Sie zeigen uns, dass der Klimawandel kein Phänomen der Zukunft, sondern schon längst da ist. So wie die „warming stripes von Ed Hawkins.