Der Brand der Kathedrale Notre-Dame breitete sich sehr schnell aus. Die New York Times hat die Rettung minutiös protokolliert. Screenshot Tagesspiegel.

Datenspiegel #26: Wie die Feuerwehr Notre-Dame rettete

Die berühmte Kirche in Paris steht nur, weil Feuerwehrleute ihr Leben riskierten. Die Rettung des Bauwerks erzählt die New York Times minutengenau nach. Außerdem Thema im Datenspiegel: Die Mondlandung.

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Dieses Mal mit dem Protokoll der Rettung von Notre-Dame, einem AR-Modell von Apollo zu Hause auf dem Schreibtisch, weltoffenen WGs, die offenbar trotzdem Vorbehalte gegenüber arabischen Vornamen haben, und der Zusammensetzung von Opern-Spielplänen in NRW.

Das Protokoll einer spektakulären Rettung

Drei Monate nach dem Brand in der berühmten Pariser Kirche Notre-Dame hat die New York Times ein Protokoll ihrer Rettung recherchiert. Dabei wird deutlich, welche verheerenden Fehler gemacht wurden, aber auch wie Schlimmeres verhindert wurde. So wurde der erste Mitarbeiter nach Auslösen des Feueralarms zuerst in einen falschen Gebäudeteil geschickt. Erst nach 30 Minuten realisierten die Verantwortlichen, dass es an einem anderen Ort brannte. In der Zwischenzeit war das Feuer von außen schon weithin sichtbar. In Grafiken, Skizzen von Feuerwehrleuten, Bildern und Videos wird der Brand minutiös dokumentiert und aufbereitet. Das Stück beleuchtet die Brandbekämpfung aus verschiedenen Blickwinkeln. Es lässt einen die dramatischen Stunden noch einmal in einer zeitlich präzisen Abfolge nachempfinden.

Apollo 11 – Die Mondlandefähre zuhause auf dem Schreibtisch

Ganz nah dran. Die Apollo-Mondlandefähre in 3D Screenshot von Zeit Online.

Zeit Online lässt uns das Mondlandefahrzeug zum 50-jährigen Jubiläum der Mondlandung direkt zu Hause erleben - die passende Hardware (aktuelles Smartphone oder Tablet) vorausgesetzt. Möglich macht das Augmented Reality (AR). Bei wem das nicht klappt, kann sich die Mondlandefähre in 3D ansehen. Da der Lander ausschließlich auf Funktionalität getrimmt war, und das Aussehen keine Rolle spielte, sah er letztlich ziemlich merkwürdig aus. Dass die Mission erfolgreich abgeschlossen werden konnte, war unter anderem dem bis dahin kleinsten und schnellsten Computer der Welt zu verdanken. Er kam auf 85.000 Rechenoperationen pro Sekunde. Wenn wir die AR-Darstellung heute auf einem Smartphone ansehen, dann schafft dieses bereits mehrere Billionen.

Wie Vornamen die WG-Suche verändern

Lukas oder Mohammed – der Name macht den Unterschied. Screenshot von addendum.org.

Wie weltoffene Studenten WGs ausländische klingende Bewerber diskriminieren –
das haben die Journalisten des österreichischen Medienprojektes addendum.org mit einer interaktiven Geschichte dokumentiert. So wurden vier Charaktere, bei denen sich fast nur die Vornamen unterschieden auf WG-Zimmer-Suche geschickt. Anna, Lukas, Fatima und Mohammed haben unterschiedliche Reaktionen auf Bewerbungen erhalten. Mit arabischem Namen gab es eine deutlich geringere Chance auf eine Antwort. Wenn sich Mohammed bewarb, dann erhielt er auf nur 52 Prozent der Anfragen eine Antwort. Anna hingegen erhielt auf 71 Prozent der Anfragen eine Antwort. Je höher der Preis für ein WG-Zimmer war, desto geringer war die Chance für Mohammed, eine Antwort zu bekommen. Hinter den erfundenen Charakteren stehen die Erfahrungen tatsächlicher WG-Suchender, die im zweiten Teil über ihre Erlebnisse berichten.

Opern voller Männer

Opern-Spielpläne in Nordrhein-Westfalen bestehen meist aus Stücken toter und männlicher Komponisten. Screenshot von data.wdr.de.

In Opern-Spielplänen in Nordrhein-Westfalen finden sich fast nur männliche und tote Komponisten. Das zeigt eine Datenauswertung von data.wdr.de. Dafür wurden die Opern-Spielpläne im gesamten Bundesland ausgewertet. Heraus kam, dass lebende Komponisten schlechte Chancen haben gespielt zu werden. Komponistinnen kommen so gut wie gar nicht vor.
Dabei wurden in der vergangenen Spielzeit über hundert Inszenierungen auf 13 kommunalen Bühnen gezeigt. Damit steht Nordrhein-Westfalen mit insgesamt über tausend Aufführungen eigentlich gut da. Doch es mangelt an der Vielfalt. Denn meistens werden Klassiker von Komponisten wie Giuseppe Verdi oder Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt. Es gibt aber durchaus Häuser, in denen auch neuere Werke eine Chance haben. Dortmund und Wuppertal liegen hier mit 33 bzw. 22 Prozent Anteil lebender Komponisten und Komponistinnen in der Spielzeit 2018/2019 auf den ersten beiden Plätzen.

Was sonst noch spannend war

Sowohl die Washington Post als auch die New York Times berichten über Drogen und Sucht. Bei der New York Times geht es um Drogentote durch Überdosis - und zwar hier. Die Washington Post hat den Verkauf und Konsum von Schmerzmitteln im ganzen Land visualisiert.

Und ganz zum Schluss: Bloomberg hält uns und den anderen Nationen den Spiegel vor. “Wie jedes Land zur Explosion des Energieverbrauches beigetragen hat” - es ist erschreckend.