Datenspiegel #31: Wo das Feuer im Regenwald wütet
Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Dieses Mal geht es um Kohlenstoffdioxid. Der wird nicht nur bei den Waldbränden in Brasilien freigesetzt, sondern auch von der deutschen Industrie. Und es geht darum, wie Berlin in punkto Teilhabe abschneidet.
Das Flammenmeer in Brasilien
Der Regenwald brennt. Riesige Flächen stehen in Brasilien im Amazonasbecken in Flammen. Während Wissenschaftler über die Folgen für das globale Klima nachdenken, beschuldigt der brasilianische Präsident Umweltschützer, den Wald angezündet zu haben. Unwahrscheinlich… Mehrere Medien liefern stattdessen Fakten und haben grafisch aufgearbeitet, was gerade in Südamerika geschieht.
Die Brände sind so gravierend, dass sie auf Satellitenbildern gut erkennbar sind. Diese zeigt das US-Magazin Quartz. Die Daten zu den Bränden stammen aus dem All, etwa von der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA. Die NZZ zeigt auf einer Karte, an welchen Orten im Land es in der vergangenen Woche gebrannt hat oder immer noch brennt. Die BBC beschränkt sich auf die Feuer im Amazonas-Becken in den 48 Stunden bis zum 22. August – es sind hunderte. Die englischen Kolleginnen und Kollegen zeigen außerdem, wie viel Kohlenmonoxid durch die Brände in die Luft gelangt.
Die Erde interaktiv
Wer sich selbst ein Bild davon machen will, wie viele Gase regelmäßig in unserer Atmosphäre landen, der sollte sich unbedingt durch „Earth“ klicken. Die Visualisierung unseres Planeten aktualisiert sich alle drei Stunden mit Wettervorhersagen, Windrichtungen und -geschwindigkeiten.
Außerdem zeigt auch diese Karte den Kohlenmonoxid- und Kohlendioxid-Ausstoß an. Sie entstehen beispielsweise, wenn Holz verbrennt. Man sieht: Nicht nur in Südamerika entsteht gerade eine ganze Menge der schädlichen Treibhausgase. Auch über China wird die Atmosphäre besonders belastet.
Luftverschmutzer Industrie
Sind also die anderen Länder schuld? Im Gegenteil! Auch in Deutschland gelangt immer noch sehr viel Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre – vor allem durch Kraftwerke. 22.807.073 Tonnen CO2-Äquivalente hat allein das Braunkohle-Kraftwerk Jänschwalde im Jahr 2018 freigesetzt. Das berichtet der rbb in einer Auswertung von neuen Daten der Deutschen Emissionshandelsstelle. Das brandenburgische Kraftwerk liegt dabei deutschlandweit nur auf Platz drei. Die Emissionen der deutschen Industrie sind insgesamt gewaltig. Der NDR zeigt in einer ganz ähnlichen Analyse die größten Luftverschmutzer in Niedersachsen.
Quizzes for president
Welche Erklärung wohl der amerikanische Präsident für die Waldbrände in Brasilien hat? Auch wenn es bis zur amerikanischen Präsidentschaftswahl noch mehr als ein Jahr hin ist, buhlen die Kandidaten bereits jetzt um die Gunst der Wähler. Und schon jetzt werden viele interaktive Geschichten dazu produziert. Diese Woche hat die Nachrichtenwebseite FiveThirtyEight ein Quiz veröffentlicht. Der Leser muss erraten, ob ein Zitat von Sport-Kommentatoren oder aus dem Politikkontext stammt. Gar nicht so einfach!
Schon etwas älter, aber gerade wegen der Visualisierungen besonders toll – ist das Quiz der New York Times: „Lassen Sie uns vorhersagen, ob Sie ein Demokrat oder ein Republikaner sind“ heißt es und basiert auf mehreren Umfragen – im Anschluss erklären die Autoren, wie demografische Merkmale politische Einstellungen bestimmen.
Der Alkoholrechner
Auch ein feucht-fröhliches Wochenende gehabt? Wer sich an diesem Montag morgen fragt, ob er es mit dem Bier am Wochenende nicht etwas übertrieben hat, sollte unbedingt beim Tagesanzeiger vorbeischauen. Das Interaktiv-Team hat einen Alkoholrechner veröffentlicht, in dem jeder seinen wöchentlichen Alkoholkonsum mit dem Schweizer Durchschnitt vergleichen kann. Außerdem liefert das interaktive Tool Vergleiche mit dem Alkoholkonsum in anderen Ländern.
Die Daten dazu stammen von der Weltgesundheitsorganisation WHO, der reine Alkoholgehalt wurde entsprechend den Angaben auf den Getränken berechnet. Die Deutschen trinken übrigens im Durchschnitt mehr als ihre Nachbarn. Während der Durchschnittsdeutsche durchschnittlich 13,4 Liter reinen Alkohol im Jahr zu sich nimmt, sind es in der Schweiz 11,5 Liter.
Die Stadt aller Probleme
Zu guter Letzt noch eine Meldung aus der Hauptstadt: Dass in Berlin nicht alles rund läuft, dürfte für die Bewohner nichts Neues sein. Nun hat die Stadt ganz offiziell den Titel „Großstadt mit Problemen“ bekommen. Spiegel Online hat den Teilhabeatlas, eine Studie des Berlin-Instituts ausgewertet. Unter anderem wegen der hohen Hartz-4-Quote und einem geringen Durchschnittseinkommen schneidet Berlin schlecht ab. Dafür hat die Stadt eine sehr gute Nahversorgung und sehr guten Breitbandanschluss.
Nichts, was Berliner nicht schon wussten, also. Wobei wir das mit dem Breitbandanschluss bezweifeln. Aber dass Hannover im Gegenzug als „Attraktive Großstadt“ abschneidet, empfinden wir dann doch als Beleidigung.