Besonders viele Einwanderer hat historisch die USA. Screenshot Tagesspiegel von National Geographic

Datenspiegel #27: Wohin Rentner und Kapital fliehen

Welche Länder hatten weltweit die meiste Zuwanderung? Wo leben deutsche Rentner? Und warum lassen sich Firmen gerne auf Mauritius nieder?

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Dieses Mal dreht sich alles um globale Migrationsbewegungen: Mit den globalen Ein- und Auswanderungen der letzten 50 Jahre, deutschen Rentnern in Spanien und Gewinnen, die auf Mauritius landen.

Die globale Migration

Aus welchen Ländern wandern besonders viele Menschen aus, in welche wandern viele ein? National Geographic zeigt die Nettomigration der letzten 50 Jahre für alle Länder in einer wunderbar-minimalistisch gestalteten Geschichte.

Mit nur einer schlichten Form von Grafik werden die Lebenswege von Millionen jedoch nicht auf Plattitüden heruntergebrochen. Stattdessen werden in ein und derselben Diagrammform verschiedene Ursachen und Gründe für Migration diskutiert und Thesen dazu erklärt. Der Autor Alberto Lucas López berichtet auf Twitter parallel über die Entstehung der Geschichte.

Die größte Zuwanderung hatten und haben im Übrigen die USA - das hat auch Auswirkungen auf die Wirtschaft: Axios zeigt in einer Grafik, dass ein beträchtlicher Anteil der Fortune-500-Firmen von Immigranten und ihren Kindern gegründet wurden.

Die Massenmigration der Rentner

Die meisten Rentner bleiben in Europa. Screenshot von Zeit Online.

Während Deutschland bei der Netto-Migration der letzten 50 Jahre in absoluten Zahlen auf Platz drei liegt, verlässt eine andere Gruppe immer öfter das Land. Und zwar, um ihren Lebensabend zu verbringen.

Das zeigen Daten der Deutschen Rentenversicherung, die Zeit Online ausgewertet hat. Verständliche Karten zeigen, dass die meisten der ausgewanderten Ruheständler in Europa bleiben. Auf Platz eins liegt hier die Schweiz, dicht gefolgt von Österreich und Spanien. Aber auch nach Ungarn und Polen fließen viele deutsche Renten. Auf Europa folgt Nordamerika.

Besonders schön gelöst in der Geschichte ist eine Suchfunktion nach einzelnen Ländern: Für alle lassen sich die Zeitreihen der letzten zwei Jahrzehnte anzeigen.

Die Steuerflucht nach Mauritius

»It takes a village to create a tax dodge« Screenshot von ICIJ.

Nicht nur Rentner und Urlauber zieht es in den Süden. Auch viele Firmen schätzen tropische Inseln wie Mauritius. Zum Beispiel die US-Amerikanische Firma Aircastle. Die Leasingfirma für Flugzeuge musste dort nur 1,59% Steuern auf Geschäfte in Südafrika zahlen – dank ihrer Firmengeflechte und mit freundlicher Unterstützung von KPMG, Ernst & Young und der Deutschen Bank. Aufgedeckt wurde die Geschichte von Reportern des International Consortium of Investigative Journalists im Rahmen der Recherche »Mauritius Leaks«. Die Steuervermeiderei wird auf einer Multimedia-Seite Schritt für Schritt erklärt und ist liebevoll illustriert.

Der Klimaspiegel

Besonders viele gute Datengeschichten gab es letzte Woche außerdem zum Klimawandel. Hier ein Überblick:

🌡️ Fakten gegen Klimakrisenleugner: Neue Studien zeigen, dass sich die derzeitige globale Erwärmung von vergangenen Erwärmungsphasen genau dadurch unterscheidet, dass sie wirklich global ist. In den letzten Jahrhunderten waren stets nur Teile der Erde betroffen. Plots zu den Temperaturschwankungen der letzten 2000 Jahre gibt es bei der NZZ.

✈️ Schon den Urlaub gebucht? Der Guardian hat einen CO2-Rechner für Flüge gebastelt. Der ermittelt nicht nur die Menge der Treibhausgase, die auf dieser Strecke typischerweise ausgestoßen werden, sondern auch, in wie vielen Ländern ein Mensch im Schnitt weniger CO2 ausstößt - im ganzen Jahr. Meist sind das recht arme Länder. Und so wird die ganze Fliegerei der Urlauber, Geschäftsreisenden und Rentner wohl bald zu ganz neuen weltweiten Wanderungsbewegungen führen.

🌳🛰️ Über eine Studie, die mit Hilfe von Satellitendaten das Potential globaler Aufforstung zur CO2-Reduktion erforscht hat, wurde in den letzten Wochen besonders kontrovers diskutiert. Die Süddeutsche hat das gut zusammengefasst.

Dass sich Satellitenbilder auch eignen, um spannende lokaljournalistische Umweltprojekte umzusetzen zeigen die Badischen Neuesten Nachrichten mit den grünsten Städten Baden-Württembergs. Die Open-Source-Technik hierzu wurde von einem ähnlichen Projekt der Morgenpost übernommen.

Und wer jetzt wissen will, wie das eigentlich funktioniert mit den Satelliten in der Umlaufbahn, findet eine hervorragende Darstellung dazu von Nadieh Bremer, entstanden im Auftrag der Satellitenfirma Planet. Wirklich wundervoll ist das anzuschauen!