Bin ich reicher als meine Nachbarn? Und stimmt das mit meiner Wahrnehmung überein? Screenshot Tagesspiegel von der New York Times

Datenspiegel #28: Ab wann ist man reich?

Der eigene Wohlstand wird oft falsch wahrgenommen. Das zeigt die New York Times mit einem Quiz. Außerdem: Zerlegte Schußwaffen, Debattenanalysen und deutsche Hörgewohnheiten.

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Diese Woche geht es um die Wahrnehmung von Reichtum, Debatten bei den US-Demokraten, Waffengesetze und die Hörgewohnheiten in Deutschland.

»Sind Sie reich?«

Diese Frage stellt The Upshot von der New York Times den Leserinnen und Lesern. Beantworten können sie die Frage dann selbst. In einem Quiz wird man nach Wohnort, Alter und Einkommen gefragt, und vor allem nach der eigenen Definition von Reichsein: zum Beispiel die Zugehörigkeit zu den obersten zehn Prozent laut Einkommen.

Im Anschluß zeigt eine personalisierte Auswertung, wo der Leser in der örtlichen Einkommensverteilung in den USA steht, und ob das nach der selbstgewählten Definition reich ist oder nicht.

Sehr häufig liegt die Wahrnehmung des eigenen Wohlstandes stark daneben: Wie viele Menschen glauben, dass ihr Einkommen durschnittlich ist - je nach nach Einkommen? Lesen sie selbst!

Über was reden die Präsidentschaftskandidaten?

Das Erstarken Chinas ist Teil vieler Argumente in den aktuellen Kandidatendebatten in den USA. Screenshot von Bloomberg.

In den USA haben gerade die ersten Debatten der Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur 2020 stattgefunden. Dabei ist nicht nur spannend, wer Trump Konkurrenz machen könnte, sondern auch die Frage, welche Themen besonders eifrig debattiert werden.

Bloomberg hat Transkriptionen der vier bisherigen Debattentermine in einem Artikel zusammengefasst. Der Clou: Die wichtigsten Themenbereiche sind im Text farblich hervorgehoben, in einer Übserichtskarte wird der Gesprächsverlauf anhand dieser Themen darstellt. Eine tolle Idee, die hilft, die Gespräche zu durchforsten.

Auch die New York Times und die Washington Post widmen sich den Debatten. Bei beiden steht eine Analyse der Redezeiten der jeweiligen Kandidaten im Vordergrund. Außerdem werden die wichtigsten Schlagabtausche abgebildet.

Erkennen Sie Ihre Stadt aus der Vogelperspektive?

Welche Brücke ist hier zu sehen? Screenshot von der Morgenpost.

Können Sie markante Berliner Orte nur anhand von Gebäudegrundrissen erkennen? Das fragt die Berliner Morgenpost in einem interaktiven Quiz, das nicht nur Berliner interessieren dürfte.

Wer danach weiterspielen will: Das Interaktiv-Team der Funke Mediengruppe hat das Quiz auch für weitere Städte und Regionen umgesetzt, zum Beispiel für Hamburg und NRW.

Welche Musik hört Deutschland?

Off-the-charts: In den Metropolen wird mehr ungewöhnliche Musik gehört. Screenshot von Spiegel Online.

Mit Daten der Streamingplattform Spotify untersucht Spiegel Online die Hörgewohnheiten in zahlreichen deutschen Städten. Die beliebtesten Genres unterscheiden sich dabei stark, sind jedoch stets entweder Hip-Hop, Pop oder Schlager. Auf Spotify ist Berlin also doch noch keine Techno-Stadt. Für jede Stadt kann man sich dann besonders typische Songs anzeigen lassen. In der Kategorie Schlager ist es in Berlin beispielsweise der Song »Nur nach Hause - die Hertha-Hymne« von Frank Zander.

Besonders interessant an der Analyse ist ein Detail der Auswertung: Je größer die Stadt ist, desto weniger mainstreamig der Musikgeschmack der Bewohner. Fun Fact: Demnach hört München die ungewöhlichste Musik Deutschlands. Ob das an Folklore oder der starken lokalen Szene liegt bleibt leider offen.

Wer hingegen mehr über Berlin wissen will: vor drei Jahren gab es im Tagesspiegel ein ähnliches Projekt mit Schwerpunkt auf der Hauptstadt. Damals hörten die Berlinerinnen und Berliner interessanterweise jede Menge »Die drei ???«, »TKKG« und »Fünf Freunde«.

Warum scheitert der Kampf gegen Kriegsgewehre?

Sieht nach Kriegsgerät aus, steht in den USA aber auch in manchen Hobby-Garagen. Screenshot von der New York Times.

Zwei Attentate in den Städten El Paso und Dayton erschütterten dieses Wochenende die USA. Und wie so oft werden Rufe nach einer Verschärfungen der Waffengesetze laut.

Einzelne US-Bundestaaten versuchen seit Langem Schußwaffen zu verbieten, die Eigenschaften von Kriegswaffen haben. Amokläufe und Anschläge mit diesen Waffen fordern häufig besonders viele Opfer.

Doch immer, wenn es neue Regeln gibt, die den Verkauf solcher Waffen einschränken sollen, finden Waffenhersteller Tricks, diese Regulierungen zu umgehen. Wie das funktioniert und was für absurde Lösungen dabei von den Herstellern gefunden werden zeigt eine detailreiche grafische Geschichte der New York Times.

Der Klimaspiegel

🔮 Die Süddeutsche Zeitung blickt auf die wahrscheinlichen Folgen des Klimawandels in Bayern. Steigende Temperaturen werden sich laut der Analyse auf die Flora und Fauna in den Alpen auswirken, Gewässer niedrigere Pegel aufweisen und wärmer werden, Hochwasser sich häufen. Das alles bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Gesundheit der Menschen, den Tourismus oder die Energieversorgung. Ein spannender (und leider sehr besorgniserregender) Überblick nicht nur für Leserinnen und Leser aus dem Süden!

🕓 Nicht nur in die Zukunft, sondern auch in die persönliche Vergangenheit der einzelnen Leser schaut hingegen die New York Times: Der Artikel »How Much Hotter Is Your Hometown Than When You Were Born?« kann erst nach Eingabe des eigenen Geburtsorts und -jahres gelesen werden. Dafür bekommt man eine personalisierte Grafik zur Anzahl der besonders heißen Tage seit der eigenen Geburt. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte wird der eingegebene Geburtsort immer wieder aufgegriffen!

🌱 Wenngleich Aufforstung alleine die Klimakrise nicht stoppen wird, spielt sie eine entscheidende Rolle für deren Bewältigung. Im Vereinigten Königreich hat das Committee on Climate Change deshalb empfohlen, jedes jahr 30.000 Hektar Wald zu pflanzen. In einer Analyse von Daten der Forstwirtschaftskommission zeigt die BBC, dass dieses Ziel bisher erst einmal erreicht wurde: im Jahr 1989.

💰 Je reicher ein Land, desto größer sein CO2-Ausstoß. Diesen Zusammenhang stellt eine Grafik auf dem Blog von Datawrapper sehr deutlich dar. Schön: Entscheidungen zur Gestaltung werden transparent gemacht!

🏜️ Die Rekordtempaturen trocknen übrigens auch den Boden aus. Gregor Aisch hat einen Datensatz der EU über die Abweichung der Feuchtigkeit des Mutterbodens vom Normalwert analysiert und in Karten und Diagrammen aufbereitet. Wenig überraschend hält 2019 den Dürrerekord.