13.000 Kilometer Autobahn gibt es in Deutschland, auf rund 30 Prozent davon gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Wer hält sich daran? Screenshot Tagesspiegel von »Wo Deutschland rast« (Zeit Online)

Datenspiegel #13: Deutschland, Land der Raser

Zeit Online zeigt, wo auf deutschen Autobahnen besonders schnell gefahren wird. Der Economist erstellt ein politisches Kaleidoskop Israels. Und der Spiegel widmet sich Deutschland im Jahr 2035.

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Diese Woche mit spannenden Daten des Navigationsgeräte-Herstellers Tom Tom, einem Blick auf die Stimmungslage bei den US-Demokraten sowie einem lehrreichen Nachtrag zum Datenspiegel der vergangenen Woche.

Wo wird auf deutschen Autobahnen gerast?

Wollen die Deutschen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Autobahnen? Zumindest langsam fahren will die Mehrheit nicht. Das ergibt eine Datenanalyse von Zeit Online, die dafür exklusiv Daten des Navigationsgerätehersteller Tom Tom verwendet. Die Erkenntnis: Je niedriger das Tempolimit, desto mehr Menschen fahren zu schnell. Trotzdem gibt es Hoffnung. Denn die meisten fahren bei freier Strecke nicht schneller als 122 Stundenkilometer im Durchschnitt. Auf welchen Autobahnen die meisten Raser unterwegs sind, kann man sich auf einer Deutschland-Karte anschauen. Die Analysen liefern neue Argumente für die Debatte um das Tempolimit. Vielleicht hätte man sogar noch etwas mehr mit den Daten machen können – zum Beispiel nach Uhrzeiten aufgeschlüsselt zeigen, wann gerast wird. Auch auf Staus hätte man noch etwas genauer eingehen können.

Deutschland im Jahr 2035

In ländlichen Gebieten im Osten von Deutschland schrumpft die Bevölkerung am stärksten. Screenshot: Tsp

Städte wachsen, ländliche Gebiete schrumpfen: Anhand der Prognosen des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zeigt Spiegel Online, wie Deutschland im Jahr 2035 aussehen könnte. In der Deutschlandkarte kann man verschiedene Merkmale wie Arbeitslosenquote und Haushaltseinkommen auswählen oder sich eine Gesamtübersicht anzeigen lassen. Dabei erkennt man auf den ersten Blick, wo die größeren Städte liegen. Dort sieht es im Jahr 2035 meist besser aus. Alles in allem eine spannende Analyse. Etwas unnötig ist, dass die Karte zur Bevölkerungsentwicklung zweimal im Artikel eingebunden ist.

Die New York Times befasste sich diese Woche mit einer ähnlichen Analyse und zeigte die Zu- und Abnahme jener Amerikaner, die im arbeitsfähigen Alter sind. Die sinken fast im ganzen Land und könnten zum Problem werden, weil immer mehr Arbeitskräfte fehlen.

Die Knesset seit 1949

Das israelische Parlament im Wandel der Zeit. Screenshot: Tsp

Zu den Parlamentswahlen in Israel hat der Economist eine Grafik veröffentlicht, die die Zusammensetzung der Knesset seit der Staatsgründung zeigt. Neben der Sitzverteilung werden auch Spaltungen und Vereinigungen von Parteien abgebildet.

Die ungewöhnliche aber leicht verständliche Darstellung gibt einen guten Überblick über die komplexen historischen Entwicklungen. Gut zu erkennen sind etwa der Aufstieg des Mitte-Rechts-Lagers, oder das Schrumpfen der Arbeitspartei Awoda in den 1990er-Jahren und die gleichzeitig einsetzende Zersplitterung der Parteienlandschaft.

Wie Social Media die Wahrnehmung politischer Parteien beeinflusst

Wie die progressiven Aktivisten der Demokraten durch Social Media die Wahrnehmung dominieren. Screenshot: Tsp

Eine Auswertung der Hidden Tribes Studie durch die New York Times zeigt, welche Unterschiede es zwischen den Aktivisten der Demokraten gibt, die auf Social Media sichtbar sind, und den anderen Demokraten, die nicht auf Social Media sind.

So wird deutlich, dass die Öffentlichkeit zunehmend den linken Flügel der Demokraten wahrnimmt, sich die Meinung innerhalb der Anhängerschaft aber wesentlich breiter ausdifferenziert.

Es können sich gerade einmal 10 Prozent der Demokraten als demokratische Sozialisten identifizieren, obwohl diese in der Wahrnehmung viele Debatten dominieren.

Das erklärt auch die jüngsten Umfragen, in denen sich eine Mehrheit der Demokraten wünscht, dass die Partei moderatere Positionen einnimmt, statt sich weiter nach links zu bewegen. Auch wenn progressive Kräfte im Gegensatz dazu sehr laut einen Green New Deal oder Medicare für alle propagieren.

Nachtrag

Zum Wärmestreifen gibt es viel zu sagen. Screenshot: Tsp

Im letzen Datenspiegel berichteten wir über eine Datenauswertung des rbb zum Klimawandel.

Wer mehr über die »Wärmestreifen« erfahren möchte, die dort zur Darstellung verwendet wurden, sei auf den Artikel Die schönste Klimagrafik der Welt des Schweizer Magazins Republik verwiesen. Hier werden detailreich die vielen Entscheidungen (und Fallstricke) beleuchtet, die hinter einer solchen Grafik liegen.