Für ein Drittel des weltweiten CO2-Ausstoßes sind 20 Firmen verantwortlich. Screenshot von guardian.com

Datenspiegel #38: Die größten Umweltverschmutzer der Welt

Der Guardian hat in einer Langzeitrecherche die Firmen ermittelt, die am meisten CO2 ausstoßen. Die New York Times zeigt, wie viel Abgase von PKW ausgestoßen werden.

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Dieses Mal geht es um bunte Blätter, sterbende Bäume und den Verkehr, der mit Schuld daran ist.

The Polluters – die Verschmutzer heißt eine neue Serie des Guardians, die vergangenen Mittwoch gestartet ist. Darin will die Zeitung die Kohle- und Ölindustrie in den Fokus der Debatte rücken, die seit Jahren den Klimawandel beschleunigen. Über ein halbes Jahr haben mehr als 20 Journalisten an dem Projekt gearbeitet.

Das Team enthüllt zum Start der Veröffentlichungsreihe 20 Unternehmen, die gemeinsam hinter einem Drittel der globalen CO2-Emissionen stecken. An der Spitze stehen dabei die drei Energiekonzerne Saudi Aramco, Chevron und Gazprom. Alleine der Spitzenreiter Saudi Aramco produziert 4.38% aller weltweiten CO2-Emmissionen. Eine gute Ergänzung dazu ist der ebenfalls erschienene Zeitstrahl, der die Entwicklung der Ausstöße dieser Firmen seit 60er-Jahren. Seitdem werden jeden Tag neue Stories veröffentlicht. Reinschauen lohnt sich. Hier geht es zur Übersichtsseite.

Die Abgas-Karte

Seit 1990 sind im Gebiet um Dallas im Bundesstaat Texas sowohl die CO2-Emissionen insgesamt als auch die pro Personen angestiegen. Screenshot von New York Times.com

Die größten CO2-Verursacher der Welt sind also Ölkonzerne. Doch damit fängt der Kreislauf der Vermutzung erst richtig an. So ist der Verkehr in den Vereinigten Staaten die größte Quelle für die Emission von Treibhausgasen, wie die New York Times berichtet. Der absolute Großteil wird übrigens von PKW verursachtn nicht vom Flugverkehr. Dazu liefert sie eine fantastische Karte, die den Anstieg des CO2-Ausstoßes des Personen- und Güterverkehrs in Ballungsgebieten seit 1990 mit dem Bevölkerungswachstum in Verbindung setzt.

In nahezu allen Regionen ist der CO2-Ausstoß pro Person gestiegen – einziger Lichtblick sind einige Städte in Kalifornien. Die Daten stammen aus einem Forschungsprojekt der Boston University, in dem seit drei Jahrzehnten Wissenschaftler die CO2-Emissionen auf den Straßen katalogisieren und regelmäßig aktualisieren.

Sterbendes Grün

Um das zunehmende Salzwasser in Waldböden zu zeigen, hat eine Fotografin Walbfotos mit Wasser aus dem Boden dort entwickelt. Screenshot: Tagesspiegel von New York Times

Um mit den gigantischen Mengen an Abgasen umzugehen, die Menschen weltweit verursachen, spielen Wälder eine Schlüsselrolle. Es bleibt zu hoffen, dass sie dabei nicht vorher selbst Opfer des Klimawandels werden. Wie stark sie schon jetzt von den sich verändernden Temperaturen betroffen sind, zeigt die New York Times in Ghost Forrests. Der steigende Meeresspiegel führt vor allem an der Ostküste dazu, dass immer mehr Bäume absterben.

Im Bundesstaat New Jersey gibt es bereits regelrechte „Baumfriedhöfe“. Um das Salzwasser im Boden sichtbar zu machen, sammelte eine Fotografin Wasserproben in den Wäldern und nutzte es, um die Fotos zu entwickeln.

Goldenes Grün

Roter Nord-Osten. Der US-Bundesstaat New England ist berühmt für sein Herbstlaub. Screenshot: Tagesspiegel von Washington Post

Haben Sie an diesem sonnigen Wochenende auch an den bunten Farben des Herbstes gefreut? Golden leuchten die Linden dieser Tage im Sonnenlicht. Einige Regionen der Welt sind berühmt für das Farbspiel, das dort im Herbst stattfindet. Zum Beispiel der Nordosten der USA. Tiefrot leuchten dort die Wälder. Denn wie sich Laubbäume im Herbst einfärben, hängt von der Art des Baumes ab. Gibt es besonders viele einer Art in den Wäldern entstehen wahre Farbenmeere.

Die Washington Post hat sich diesem Naturspektakel angenommen. Journalisten dort haben den besonders sonnigen Herbst der Ostküste zum Anlass genommen und anhand von Daten des US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium zu den Baumarten in den Wäldern eine Farbkarte erstellt. Dabei erklären sie nicht nur, welche die häufigsten Laubbaumarten sind, sondern eben auch, was das Farbspiel des Herbstes funktioniert. Für die berühmten roten Wälder etwa in Vermont ist übrigens der Rote Ahorn verantwortlich, der im Nordwesten der USA verbreitet ist.

Verborgenes Leid

Viele Frauen trauern erst Jahre später nach einer Fehlgeburt. Screenshot von New York Times

In unserer Gesellschaft ist es ein Tabu, über Fehlgeburten zu sprechen. Und oft werden Frauen selbst für die Fehlgeburt mitverantwortlich gemacht. Dabei passiert es weit mehr als die meisten annehmen würden. Die New York Times hat hunderte Menschen befragt, die eine Fehlgeburt erlebt haben – die Frauen selbst, aber auch ihre Partner oder Partnerinnen.

Daraus entstanden ist ein ergreifendes Mulitmedia-Stück, das endlich respektvoll ein Thema bespricht, das nicht tabu sein sollte. Es sind Lebensgeschichten, die selten erzählt werden. Die sich mit einer wichtigen Frage auseinandersetzen: Wie trauert man um ein Kind, das noch nicht geboren wurde?

In eigener Sache: Journalismus der Dinge-Konferenz

Am 5. November findet die erste Konferenz zum Journalism of Things in Stuttgart statt.

Hier ausnahmsweise etwas Werbung: Und zwar für die erste Konferenz zum Journalismus der Dinge, die Tagesspiegel-Redakteur Hendrik Lehmann gemeinsam mit Jan Georg Plavec (Stuttgarter Zeitung), Isabelle Buckow (freie Journalistin), und Jakob Vicari (Freier Sensorjournalist) organisiert hat. Dort könnt ihr auch das Team treffen, das hinter diesem Datenspiegel steckt – und seine aktuellen Projekte.

Das Thema der Konferenz sind die neuen Möglichkeiten, die das Internet der Dinge dem Journalismus bietet. In Workshops und Vorträgen wollen wir uns über das Potential, unsere Erfahrungen austauschen und lernen, wie Journalisten Sensoren einsetzen können. Kommen Sie vorbei. Hier findet ihr das vollständige Programm. Die Konferenz findet am 5. November in Stuttgart statt. Einige wenige Tickets gibt es noch.

Und sonst?

Das Reuters-Grafik-Team erklärt in „Understanding Brexit“ auf sehr verspielte Weise, wie es zu dieser verfahrenen Situation um den EU-Austritt Großbritanniens kommen konnte.Die New York Times hat ausgerechnet, wie stark die Steuerbelastung für Reiche in den USA in den vergangenen Jahrzehnten gesunken sind.

Und „Physicsworld“, die Mitgliederzeitschrift des „Institute of Physics“ aus Großbritannien und Irland, hat anlässlich des am Dienstag vergebenen Physik-Nobelpreises eine Grafik erstellt, die alle Gewinner der vergangenen 100 Jahre zeigt.

Screenshot von Physicsworld