Werden die Bewohner des Ochotskischen Meeres bald nur noch im Museum zu sehen sein? Screenshot von Washington Post

Datenspiegel #43: Wo die Folgen des Klimawandels bereits heute Realität sind

Der Pazifik zwischen Japan und Sibirien erwärmt sich dreimal so schnell wie der globale Durchschnitt. Das hat dramatische Folgen für Umwelt und Menschen.

Überall auf der Welt versuchen Medien, mit Datenanalysen, Infografiken und Crossmedia-Geschichten, den Journalismus weiterzudenken. An dieser Stelle sammelt das Team des Tagesspiegel Innovation Lab seine Lieblingsgeschichten – jede Woche. Diese Woche mit den Folgen des Klimawandels im Pazifik, Fakten zur globalen Bevölkerungsentwicklung und Frauen in der Schweizer Verwaltung.

Was beim Verfehlen des 2-Grad-Zieles droht

Was passiert, wenn der Klimawandel in vollem Gange ist und kritische Temperaturen überschritten werden?

Auf Basis von Daten der Nichtregierungsorganisation „Berkeley Earth“ hat die Washington Post die Folgen der Erwärmung im Ochotskischen Meer zwischen Japan und Sibirien recherchiert. Denn hier hat sich die Durchschnittstemperatur zum Teil schon um mehr als drei Grad erhöht. Das ist dreimal so schnell wie die globale Durchschnittstemperatur.

Die Folgen sind heute schon spürbar. Es bilden sich immer weniger Eisschollen, was zu Veränderungen in den Meeresströmungen führt. Der Bestand an Lachs nimmt rapide ab. Das bedroht nicht nur die Existenz der Fischer, sondern auch die der Bären in der japanischen Region Hokkaido.

Die Washington Post hat hier nicht nur trockene Zahlen abgeliefert: Sie hat auch mit Forschern und Fischern vor Ort gesprochen und in eindringlichen Bildern festgehalten, wie die Menschen mit der sich verändernden Umwelt umgehen. Lesetipp!

Werden wir wirklich immer mehr?

Mit steigendem Wohlstand sinkt die Geburtenrate - nicht nur in Europa, sondern überall auf der Welt. Screenshot: Tagesspiegel von SPIEGEL ONLINE

„Wieviele Menschen werden im Jahr 2100 leben?“ und „Wie hoch ist die Geburtenrate ist Bangladesch?“ Diese Fragen stellt Spiegel Online seinen Leserinnen und Lesern zu Beginn eines spannenden Erklärstückes zur globalen Bevölkerungsentwicklung. Wenn Sie die Antworten nicht kennen, sind Sie nicht alleine – viele Menschen überschätzen die Bevölkerungsentwicklung dramatisch.

In anschaulichen Diagrammen erklärt der Artikel die Prognosen der Uno. Diese besagen, dass das Bevölkerungswachstum bald abklingen wird. Denn die Geburtenrate stabilisiert sich weltweit. In Zukunft werden vor allem die Bevölkerungszahlen von Erwachsenen und Senioren zunehmen. Dabei zeigt sich ein Zusammenhang besonders deutlich. Je reicher ein Land wird, desto weniger Kinder bekommen die Menschen. Zusätzlich beschreibt der Artikel die unterschiedlichen Entwicklungen in verschiedenen Kontinenten - ein Artikel, in dem man viel lernen kann.

Die Gläserne Decke in der Schweizer Verwaltung

In den Führungsetagen der Schweizer Ministerien arbeitet nur eine Handvoll Frauen (lila Punkte). Screenshot: Tagesspiegel von NZZ

Im Datenspiegel der vergangenen Woche ging es um die schlechten Frauenquoten in klassischen Orchestern. Die Neue Züricher Zeitung hat jetzt die Besetzung von Stellen mit Frauen in einem besonders wichtigen Bereich ausgewertet: der Bundesverwaltung.

Für alle eidgenössischen Departemente (Bundesministerien) der Schweiz wird nicht nur die Frauenquote berechnet, sondern vor allem das Geschlechterverhältnis nach Lohnklassen analysiert. Es zeigt sich, dass Frauen in vielen Departementen immer noch unterrepräsentiert sind. Und auch in jenen Verwaltungen mit einem Frauenanteil von etwa 50 Prozent bleiben die Führungsetagen für Frauen verschlossen. Trauriges Schlusslicht ist übrigens das Verteidigungsministerium mit einer Frauenquote von nur 14 Prozent.

Was sonst noch spannend war

🚦 Die New York Times hat recherchiert, mit welchen Maßnahmen Städte versuchen den Autoverkehr zu reduzieren, um so die Luftqualität zu verbessern. Während London auf Gebühren setzt, muss man in Peking das Nummernschild für ein neues Auto in einer Lotterie gewinnen. Interessant auch: In Paris hat der motorisierte Verkehr in den vergangenen Jahren bereits abgenommen.

🚗 Bessere Luft in den Städten versprechen auch Elektroautos: Bloomberg hat in einer umfangreichen Studie 5000 Besitzer von Teslas Model 3 zu ihrer Zufriedenheit mit dem Elektroauto befragt. Unter anderem wollte das Medienunternehmen von den Befragten wissen, ob die öffentliche Förderungen von Elektroautos beim Kauf eine Rolle gespielt haben: Während sie in Norwegen und Frankreich ausschlaggebend für den Kauf sind, scheint ihre Wirkung in Deutschland nur sehr klein zu sein.

💳 Ein wichtiger Bestandteil der Verkehrswende ist natürlich der ÖPNV. Die BBC hat für London eine besonders überraschende Form seiner Förderung recherchiert: Millionen der blauen Oyster-Cards, mit denen man die Fahrt im Doppeldeckerbus beszahlen kann, wurden seit längerer Zeit nicht mehr verwendet, weil sie verloren wurden, der Besitzer umgezogen oder auf ein anderes Zahlungsmittel umgestiegen ist. Unterm Strich beträgt das Guthaben auf diesen Karten satte 400 Millionen Pfund!

📈 Zu guter Letzt sei noch das Interview mit dem Datenjournalisten und Wirtschaftsreporter Ben Casselman von der New York Times empfohlen. Die seiner Meinung nach wichtigste Datenquelle: Menschen.